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- 19. Oktober 2010 2 Min.

Die Christdemokratin Päivi Räsänen fordert Schwule auf, nicht schwul zu leben. (Bild: YLE)
In Finnland sind binnen einer Woche rund 20.000 Menschen aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche ausgetreten, nachdem sich christliche Repräsentanten in einer Talkshow gegen Homo-Rechte ausgesprochen haben.
Die Sendung Ajankohtainen Kakkonen, die im öffentlich-rechtlichen YLE TV2 ausgestrahlt wird, beschäftigte sich letzten Dienstag mit dem Thema Homo-Rechte. Gäste waren unter anderem die christdemokratische Parteichefin Päivi Räsänen und Matti Repo, der Bischof der drittgrößten finnischen Stadt Tampere.
Besonders Räsänens Aussagen waren umstritten: Sie erklärte, dass Menschen mit gleichgeschlechtlichen Empfindungen diesen nicht nachgeben sollten: "Für uns Christen ist das eine moralische Frage", so die 50-jährige Christdemokratin. "Ich habe mehrere Freunde, die eine homosexuelle Identität haben, aber sich gegen Schwule und den schwulen Lebensstil aussprechen." Ausgelebte Homosexualität bezeichnete sie schlicht als "falsch".
Bischof gegen Gleichbehandlung im Adoptionsrecht

Die um 21 Uhr ausgestrahlte Talkshow trug als Titel "Homoilta" (Homo-Abend) (Bild: YLE)
Etwas diplomatischer drückte sich Bischof Repo aus. Er erklärte, dass Kinder ein Recht auf Eltern haben, aber Erwachsene kein Recht auf Kinder. Damit kritisierte er die angestrebte Gleichstellung im Adoptionsrecht. Erst letztes Jahr wurde in Finnland die Stiefkindadoption eingeführt - in einer Lebenspartnerschaft darf also nur das leibliche Kind des Partners adoptiert werden. Wie in Deutschland wird aber auch im Land der tausend Seen Homo-Paaren das volle Adoptionsrecht verwehrt.
Die Sendung führte zur bislang größten Austrittswelle aus der Kirche. Während normalerweise pro Monat nur wenige hundert Finnen der lutherischen Kirche den Rücken zukehren, waren es seit der Ausstrahlung der Sendung fast 20.000. Schon während die Talkshow ausgestrahlt wurde, traten rund 200 Leute via Internet aus der Kirche aus. Das berichtet die Website eroakirkosta.fi, die Statistiken über Kirchenaustritte veröffentlicht. Allein am Sonntag sind demnach fast 6.000 Menschen aus der rund 4,3 Millionen Mitglieder zählenden Glaubensgemeinschaft ausgetreten.
Kirchenaustritt via Internet

Auch der Mr. Gay Finland 2010 wurde ins Studio eingeladen. (Bild: YLE)
90 Prozent aller Kündigungen der Kirchenmitgliedschaft werden in Finnland über das Internet beauftragt, meldet die Zeitung "Helsingin Sanomat". Nach der Talkshow verließen überdurchschnittlich viele Frauen und Ältere die lutherische Glaubensgemeinschaft. Dennoch gehören zwischen Helsinki und Utsjoki nach wie vor vier von fünf Menschen der Kirche an.
In Finnland können Homo-Paare seit 2002 eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen. Nach der Öffnung der Ehe in den Nachbarländern Norwegen und Schweden wird auch in Helsinki über eine vollständige Gleichberechtigung von Homo-Paaren debattiert. (dk)















In welche bessere christliche "Kirche" sollen die verirrten finnischen Schäfchen jetzt übertreten?