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- 30. Oktober 2010 2 Min.

Motiv der Kampagne "Hiergeblieben" (Bild: hier.geblieben.net)
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge will einen seit 20 Jahren in Bielefeld lebenden schwulen Roma in den Kosovo abschieben.
Von Carsten Weidemann
Die Abschiebung Hunderter Roma aus Frankreich hat in den vergangenen Monaten für sehr viel Empörung in Europa gesorgt. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) hofft, jetzt in einem Einzelfall die Öffentlichkeit mobilisieren zu können.
Laut Angaben des Verbandes will das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) einen offen lebenden schwulen Roma, der seit 20 Jahren in Bielefeld lebt, mit dem Hinweis auf kleine Eigentumsdelikte in den Kosovo abschieben. Menschenrechtsorganisationen und auch das Auswärtige Amt hatten zuvor wiederholt auf die Gefährdung von Homosexuellen im Kosovo hingewiesen.
Im bereits zugestellten Ausweisungsbescheid des BAMF wird der betroffene G. aufgefordert, seine sexuelle Identität zu verstecken. Obwohl Gewalt gegen Schwule im Kosovo an der Tagesordnung ist, heißt es: "Im hier vorliegenden Fall ergeben sich Übergriffe/ Diskriminierung allenfalls bei öffentlichkeitswirksamer Darstellung der eigenen Homosexualität." Eine konkrete, individuelle Gefahr für Leib und Leben des Antragstellers sei nicht erkennbar.
Für LSVD-Sprecherin Katharina Doumler ist dies ein völlig lebensfremder Rat: "Konkret heißt das, ihm wird angeraten auf grundlegende Menschenrechte wie das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit zu verzichten. Viele Beispiele zeigen, dass Heimlichkeit Homosexuellen keinen sicheren Schutz vor Gewalt und Verfolgung bieten kann."
Der Lobbyverband fordert das BAMF nun auf, seine Entscheidung zu revidieren und sich dabei grundrechtskonform zu verhalten. Doumler: "Wir fordern auch den Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld, Pit Clausen (SPD), auf, sich für einen sicheren Aufenthalt des 35-Jährigen Bielefelders einzusetzen."
Links zum Thema:
» www.hier.geblieben.net












