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- 31. Oktober 2010 2 Min.

Hahaha, lustig: Eine hysterische Drag Queen im eigenen Bild! (Bild: Screenshot: bilerico.com)
Eine als Scherzprogramm gedachte App fanden LGBT-Aktivisten alles andere als amüsant. Apple reagierte nach Protesten.
Von Carsten Weidemann
Es gibt für fast alles eine App, verspricht die Werbung. Sofern Apple es denn will. Was deren strengen Zensurkontrolle nicht passiert, kann nicht im iTunes-Store angeboten werden. Doch im Fall der Application "Peekaboo Tranny" waren Steve Jobs Kontrolleure offensichtlich auf beiden Augen blind. Die Software gab es im Shop zu kaufen. Bis Homoverbände ordentlich Zoff machten.
"Peekaboo Tranny" ist ein Scherzprogramm. Eines von der Sorte Schenkelklopferlustig. Darin öffnet man ein Foto, auf dem man selbst oder Freunde zu sehen sind. Anschließend kopiert die App automatisch das Foto eines Mannes im Fummel mit alberner Pose hinein. Es gibt verschiedene Motive zur Auswahl. Wer mehr will, kann ein Zusatzpack mit weiteren solcher Bilder käuflich erwerben. Die automatische Fotomontage ist technisch schlecht und auch für Laien sofort sichtbar. Was daran so witzig ist, erschließt sich dagegen nicht so recht.
"Tranny" ist im US-Sprachgebrauch ein Schimpfwort
Für zahlreiche Blogger in den USA ist der Scherz gründlich in den Schlüpfer gegangen. Sie reagierten empört. "ich wäre ja nicht so erbost über Apple, wenn es eine offene Plattform wäre", stellt Blogger Solarbird klar. "Ich wäre dann nur sauer über die Firma und den transphoben sexistischen Bastard, der diese App geschrieben hat." Aber Apple setze nun mal selbst so hohe Maßstäbe an bei der Frage, was ein anstößiger Inhalt sei. "Das finde es obszön". Blogger Bil Browning sekundiert: "Welche beleidigenden Stereotypen werden demnächst von Apple durchgewunken? Eine App, die in dein Foto einen Mexikaner mit Sombrero-Hut und einem Burrito in der Hand hineinkopiert?"
Der Begriff "Tranny" wird im Amerikanischen als abwertend und beleidigend empfunden. Der Verband "Gay & Lesbian Alliance Against Defamation" (GLAAD) kritisiert die Software und das Verhalten Apples deshalb mit deutlichen Worten. "Wir sind schockiert darüber, dass solch ein offenkundig abschätziges Schimpfwort zugelassen wurde." Immerhin: Auf die Proteste reagierte man beim iPhone-Imperium recht schnell. Bereits einen Tag nach den ersten Beschwerden wurde die Software aus dem iTunes-Shop entfernt, was man bei GLAAD lobend erwähnt, nicht ohne noch einen Tadel hinterher zu schicken: "Wir fordern Apple auf, künftig ein schärferes Augenmerk auf mögliche transgenderfeindliche Inhalte zu haben." Es gibt es doch nicht für alles eine App.
Links zum Thema:
» Das Statement von GLAAD
» Blogger Bilerico über die App
» Blogger Solarbird über die App













