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- 03. November 2010 2 Min.

Ob diese Schuljungs aus dem Jahre 1936 auch schon das Schimpfwort "schwul" nutzten? (Bild: dok1 on flickr)
Was tun gegen den zunehmenden Gebrauch von "schwul" als Schimpfwort unter Jugendlichen? Eine Lehrer-Website gibt Tipps.
Von Carsten Weidemann
"Der Unterricht ist voll schwul". Alles, was Jugendliche irgendwie nervt, wird gern mit einem abwertend gemeinten "schwul" tituliert. Mit zunehmender Tendenz, wie es von vielen Seiten heißt, auch wenn es dafür bislang keine statistischen Belege gibt. Die Website "Der Lehrerfreund" hat sich jetzt diesem Thema angenommen und den Sexualpädagogen Stefan Timmermanns interviewt. Er gibt ein paar Hinweise, ob, wann und wie Lehrer sich diesem Trend entgegenstellen sollen.
"Wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche im Laufe ihrer Schullaufbahn die Erfahrung machen, dass es grundsätzlich nicht ok ist, Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, Religion oder sexuellen Orientierung abzuwerten oder zu benachteiligen", meint Timmermanns. Wie der Lehrer reagieren soll, hänge jedoch stark von dessen Persönlichkeit als auch von der Situation ab, in der das Wort gefallen ist. Man könne den Schüler zur Rede stellen und ihn auffordern, sich in die Lage dessen zu versetzen, der eben schwul ist. Man könne das Verhalten auf ironische Weise aufbrechen ohne bloßzustellen oder auf gegenseitigen Respekt pochen.
Der Experte warnt auf jeden Fall davor, den Gebrauch des Wortes einfach so zu akzeptieren, nur weil es inzwischen üblich geworden ist: "Gerade weil es Teil der schulischen Umgangssprache geworden ist, plädiere ich dafür, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie verletzend und beleidigend dies bei "betroffenen" Menschen ankommen kann." Auf die Frage des Lehrerfreund-Interviewers, ob denn die Pädagogen an der Schule ausgerechnet diejenigen sein müssen, die einschreiten sollen, weist Timmermanns auf die geteilte Verantwortung aller an Erziehung Beteiligten hin. "Wenn wir es mittlerweile gelernt haben, offensiv gegen die Diskriminierung von Frauen, Behinderten oder Migranten einzutreten, warum sollte das nicht auch für Lesben und Schwule gehen?"
Links zum Thema:
» Das komplette Interview















Dass wir ein "Rollback" erleben (Wiedererstarken konservativ-reaktionärer Strömungen in Europa und den USA, Zunahme rechtsextremer Gewalttaten usw.) ist kaum zu übersehen.
Ich habe kein wirkliches Konzept, wie gegen die Re-Etablierung von "schwul", als abwertende Bezeichnung vorzugehen ist, finde aber die Denkansätze im Artikel nicht schlecht.
Vielleicht interessiert, in diesem Zusammenhang, auch dies:
"(...) Die Antidiskriminierungsstelle der Bundesregierung hat eine repräsentative Umfrage zum Thema erstellen lassen:
Sich gegen Benachteiligung zu engagieren, so ein Fazit der Studie, scheint ein Anliegen der gesellschaftlichen Eliten zu sein. Für junge, modern eingestellte Leute sei Antidiskriminierungspolitik heute etwas Selbstverständliches. Im Milieu der Konservativen und der 'modernen Unterschicht' werde Antidiskriminierungspolitik dagegen als 'Bevorteilung einer unbeliebten Randgruppe' wahrgenommen ..." (2009)
und dies:
www.schule-der-vielfalt.de/