"Hängt Sie!" Im Oktober begann die Hetze im Boulevard-Blatt (Bild: gayuganda.blogspot.com)
Die Tageszeitung "Rolling Stone" darf vorerst keine Fotos, Namen und Anschriften von schwulen Männern mehr veröffentlichen.
Von Carsten Weidemann
Anfang Oktober hatte das Boulevardblatt "Rolling Stone" aus der Hauptstadt Kampala zum ersten Mal zugeschlagen. Die Redaktion veröffentlichte eine Liste mit den Namen von 100 vermeintlich schwulen Männern, inklusive Bildern und den Anschriften (queer.de berichtete). Eine Hetz-Kampagne, die mit dem Slogan "Hängt sie" untertitelt war. In der Novemberausgabe, die am vergangenen Montag erschien, waren wieder einhundert Personen an den Pranger gestellt worden.
Doch jetzt reagierten die Gerichte zügig mit einer Einstweiligen Verfügung. Vorerst darf die Liste nicht mehr veröffentlicht werden. Am 23. November soll es ein abschließendes Urteil dazu geben. Die Menschenrechtsgruppe "Sexual Minorities Uganda" war mit juristischen Mitteln gegen die Zeitung vorgegangen. Es habe, so ein Sprecher der Organisation, nach dem Erscheinen der Oktoberausgabe mindestens vier Übergriffe auf Schwule gegeben.
Direktlink | Der anonyme Gay Uganda-Blogger kürzlich im Videointerview bei CNN
Der Betreiber des Blogs "Gay Uganda", der über die wachsende Homophobie (queer.de berichtete) im Lande berichtet, freut sich auf jeden Fall über den Spruch der Richter. "Als die Liste das erste Mal erschien, war das wie ein Schuss in den Unterleib." Für die wachsende und sich wehrende Community sei dies nun ein "kleiner süßer Sieg".
Ugandische Politiker haben in letzter Zeit immer wieder gegen Schwule und Lesben Position bezogen. Bereits jetzt drohen Homosexuellen langjährige Haftstrafen. Der Abgeordnete David Bahati hat sogar ein Gesetz ins Parlament eingebracht, das die Todesstrafe für Homosexualität vorsieht (queer.de berichtete). Präsident Yoweri Museveni hat in der Vergangenheit Homosexualität als "negative ausländische Kultur" bezeichnet (queer.de berichtete). Einer Umfrage vom August 2007 zufolge befürworten 95 Prozent der Einwohner das Verbot der gleichgeschlechtlichen Liebe. Sowohl christliche als auch islamische Religionsgemeinschaften im Land unterstützen das Homo-Verbot im Land aktiv. (dk)
Nicht nur das Hetzblatt verbieten, sondern auch die Verantwortlichen wegen der Antigayhetze gleich mit verhaften und anklagen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Wer will das denn wissen? Wichtig ist doch, daß dieses Schundblatt endlich einen Schuß vor den Bug bekommen hat! Pressefreiheit hin oder hier, das ging eindeutig zu weit!