Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?13073
  • 05. November 2010 8 3 Min.

Die Menschenrechts­organisationen kritisieren, dass Kamerun die sexuelle Orientierung unter Strafe stellt. (Bild: Human Rights Watch)

In einem 62-seitigen Bericht haben Menschenrechtler gegen die Ausgrenzung und Verfolgung von Schwulen, Lesben und Trans­sexuellen in Kamerun protestiert.

Sexuelle Minderheiten würden im zentralafrikanischen Land von der Polizei, Politikern, den Medien und selbst aus ihrem eigenen sozialen Umfeld heraus angegriffen. Die vier Menschenrechts­organisationen Alternatives-Cameroun, Association pour la défense des droits des homosexuels, Human Rights Watch und die International Gay and Lesbian Human Rights Commission fordern daher eine Entkriminalisierung von Homosexualität.

In dem auf Englisch erschienenen Bericht "Criminalizing Identities: Rights Abuses in Cameroon based on Sexual Orientation and Gender Identity" beschreiben die Organisationen willkürliche Verhaftungen, Misshandlungen in Gefängnissen und eine homophobe Atmosphäre, die Betroffene ausgrenzt und Missbrauch begünstigt. Infolge dessen werden die Betroffenen nicht für spezifische verbotene Handlungen bestraft, sondern für ihre homo­sexuelle Identität an sich. Nach Artikel 347a des Strafgesetzbuches drohen Schwulen und Lesben bis zu fünf Jahre Haft sowie eine Geldstrafe.

"Die Armen und Jungen, die oft keine Möglichkeit haben, Rechtshilfe zu erhalten, leiden am meisten unter der feindlichen Atmosphäre in Kamerun", so Steave Nemande, Vorsitzender von Alternatives-Cameroun. "Selbst nachdem sie aus dem Gefängnis freigelassen worden sind, werden sie häufig von Familien und Freunden verstoßen. Ihnen wird der Zugang zu Bildung, Arbeitsplätzen und sogar zu Wohnungen verweigert. Ihre Existenz wird zerstört."

Folter dokumentiert

Der auf 45 Interviews mit Opfern basierende Bericht dokumentiert Misshandlungen durch die Polizei, einschließlich Schläge auf Körper und Fußsohlen. Gefängnisangestellte ignorieren, wenn ihre Kollegen Gefangene schlagen, vergewaltigen oder deren Besitz mit Urin oder Kot verunreinigen.

Die Medien sind in Kamerun mitverantwortlich für das repressive Klima, so die Menschenrechtsorganisationen. Zeitungen veröffentlichen die Namen von angeblich Homosexuellen und haben den Begriff "Homokratie" erfunden, durch den Angst und Hass gegenüber Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen gefördert wird. Homosexuelle werden als machthungrig, korrupt und reich bezeichnet, und ihnen wird die Absicht unterstellt, die Kontrolle im Land übernehmen zu wollen.

"Lesben, Schwule und Bisexuelle sind in Kamerun weniger wert als Hunde", so Sébastien Mandeng von der Association pour la défense des droits des homosexuels. Die Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher Aktivitäten hat auch schwerwiegende gesundheitliche Folgen. Kamerun verfügt nicht über HIV/Aids-Programme, die den besonderen Bedürfnissen von Lesben, Schwulen und Transsexuellen dienen. Die Regierung untersucht nicht die Ausbreitung von HIV in dieser Gruppe und führt keine Erhebungen über Verhaltensweisen durch, die mit der Ausbreitung in Zusammenhang stehen. Darüber hinaus verbietet die Regierung das Verteilen von Kondomen in Gefängnissen, obwohl dort die HIV-Prävalenz besonders hoch ist, viele männliche Häftlinge homosexuelle Handlungen ausführen und es zu zahlreichen Vergewaltigungen kommt. (pm/dk)

-w-

#1 MarekAnonym
  • 05.11.2010, 17:15h
  • Ich habe schon lange aufgehört, mich über solche Barbarenstaaten aufzuregen. (Obwohl mir die dortigen Opfer immer sehr leid tun.)

    Ich hoffe nur, dass solche Staaten auch endlich mal internationalen Druck zu spüren bekommen:

    wenn irgendwo Öl ist oder andere wirtschaftliche Interessen bestehen, marschiert man dort gleich ein und tötet massig Menschen um da ran zu kommen.

    Aber sobald es um Menschenrechte geht, kann man sich noch nicht mal zu Wirtschaftssanktionen durchringen....

    Diese internationale Gleichgültigkeit ist genauso schuldig wie die Verantwortlichen vor Ort.
  • Direktlink »
#2 Timm JohannesAnonym
  • 05.11.2010, 17:42h
  • Leider gibt es gerade in Afrika noch viele Verfolgerstaaten: Südafrika ist da eine rühmliche und löbliche Ausnahme.

    Das einzig Gute in Afrika ist mittlerweile: endlich werden diese skandalösen Zustände in Afrika auch thematisiert und in den Medien genannt. Vor zehn Jahren waren die Zustände genauso schlimm in Afrika: nur damals wurde darüber nicht einmal "gross" geredet.

    Das Thema "Afrika und Legalisierung von Homosexualität" gehört viel stärker in der deutschen Entwicklungshilfe bearbeitet und thematisiert. Deutschland ist weltweri eines der wichtigsten Geber von Entwicklungshilfe und hier sollten wir ansetzen, damit in Afrika Verbesserungen auch für homosexuelle Menschen erreicht werden.

    Daher finde ich es auch gut, wenn die Queer-Redaktion Nachrichten aus Drittweltstaaten in die deutsche Sprache rüberbringt. Dafür gibt es ein Lob von mir.
  • Direktlink »
#3 FoXXXynessEhemaliges Profil
  • 05.11.2010, 18:58h
  • Kamerun war vor sehr langer Zeit eine deutsche Kolonie, danach kamen die Franzosen. Gut, daß sich vier Organisationen endlich den Mißtständen in diesem Land entgegentreten!
  • Direktlink »

Kommentieren nicht mehr möglich
nach oben

Newsletter
  • Unsere Newsletter halten Dich täglich oder wöchentlich über die Nachrichten aus der queeren Welt auf dem Laufenden.
    Email: