https://queer.de/?13104
- 10. November 2010 2 Min.

Ist der englische Begriff "Tranny" oder auch das deutsche "Transe" nun diskriminierend, oder nicht? Dazu kocht nicht nur in den USA die Diskussion hoch. Auch auf queer.de wurde darüber in den Kommentaren unter dem Blog-Eintrag "Transe gewinnt Scrabble-Wettbewerb" in der vergangenen Woche emotional gestritten.
Auslöser in den Staaten: Die Ausstrahlung der letzten Folge der TV-Serie "Glee", die sich der "Rocky Horror Picture Show" widmete, und in der das Wort "Tranny" fiel. Die Organisation "Gay & Lesbian Alliance Against Defamation" (GLAAD) protestierte umgehend: "Das Wort Tranny ist zu einem beliebten Schimpfwort in der Populär-Kultur geworden", beklagte sich deren Sprecher Richard Ferraro. Es sei verletzend, entmenschlichend und mit Gewalt assoziiert. Gestern nun wies die Schauspielerin Susan Sarandon in einem Interview die Kritik zurück. Sie kenne viele, die sich selbst stolz "Tranny" nennen würden. "GLAAD scheint wie [die Tierschutzorganisation] PETA ein bisschen außer Kontrolle geraten zu sein", ätzt sie.
In Deutschland gibt es offensichtlich ähnliche Interpretations-Unterschiede. So gab es anlässlich der Fotoausstellung "transsexual series" beim Kölner Sommerblut-Festival 2010 die nachvollziehbare Ansage, man möge bitte den Begriff "Transgender" benutzen und nicht "Transsexuell", weil es schließlich nicht um die sexuelle Orientierung gehe. Im englischen Sprachgebrauch wiederum scheint "transsexual" als unproblematisch angesehen zu werden. Und was ist mit der von einer Münchner Transgenderperson ins Leben gerufene Website trannynet.de? Dort gibt es unter anderem Rubriken zu "Trannyrecht" oder gar "Trannywitze". Generell wird "Transe" mal im Sinne von Transvestit benutzt ("ich geh mich mal auftransen"), mal als Abkürzung für Transsexuell, obwohl das eine mit dem anderen nichts zu tun hat.
Der politisch korrekte Sprachgebrauch ist also gar nicht so einfach, ein falsches Wort reißt schnell Gräben auf, wo keine sein müssten. Das Verbindende kann für alle sein, dass die, die mit dem Thema befasst sind, die Deutungshoheit über die Begrifflichkeiten behalten, bzw. sie zurückgewinnen. Beim Wort "schwul" ist das den homosexuellen Männern schon einmal gelungen, und derzeit wieder in Gefahr. Bei "Tranny" und/oder "Transe" ist die positive Umdeutung ebenfalls möglich. (cs)















Claudia