Franz-Josef Overbeck ist spätestens seit seinem Auftritt bei "Anne Will" im Frühjahr in der Szene bekannt und berüchtigt
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat einen Probst, dessen Gayromeo-Aktivitäten durch gezieltes Outing bekannt geworden waren, als Teil eines "Verweises mit Buße" in eine neue Gemeinde nach Gelsenkirchen versetzt - zur "priesterlichen Mithilfe".
Wie es in einem Schreiben des Bischofs an die Ex-Gemeinde des Probstes aus Oberhausen vom Sonntag weiter heißt, habe Overbeck den Priester in einem persönlichen Gespräch gebeten, auf sein Pfarramt zu verzichten. Da Bernward M. "weder eine nach weltlichem noch nach kirchlichem Recht strafbare Handlung" nachgewiesen werden könne werde "kein Verfahren zur Verhängung kirchlicher Strafen eingeleitet".
Allerdings halte er die Buße für notwendig, so Overbeck weiter, die Ausübung priesterlicher Dienste ist M. in seinen früheren Gemeinden untersagt. Denn nach Ansicht des Bischofs würden bereits die "Kommunikation und Korrespondenz über bestimmte Seiten im Internet nicht der Würde und den Pflichten des Priesteramtes entsprechen" und seien unangemessen. "Sie lösen schwerwiegende Irritationen und Ärgernisse aus, beschädigen den Ruf eines Priesters und erschüttern auch das Vertrauensverhältnis zwischen einem Priester und einem Bischof", heißt es in dem Schreiben wörtlich.
Der CDU-Bürgermeister und sein Stiefsohn
Der betroffene Probst aus Oberhausen war im August geoutet worden - durch zunächst anonyme Aussagen in der "WAZ". Wenig später stellte sich heraus, dass die Beschuldigungen von Oberhausens 2. Bürgermeister Klaus-Dieter Broß (CDU) stammten (queer.de berichtete). Dessen schwuler Stiefsohn habe über Gayromeo Kontakt zu den Priester gehabt und er habe den Sohn (34) schützen wollen, nachdem das Bistum zunächst nicht reagiert habe.
Nach Darstellung des Sohnes sei es "eindeutig um Sex" gegangen, auch habe der Priester in seinem Profil das Symbol für "Bed & Breakfast" gehabt. Auch ansonsten habe er "Empörendes" lesen müssen, berichtete Broß. Nach Bekanntwerden der "Vorwürfe" wurde M., der Aussicht auf einen Dechantenjob hatte, zunächst beurlaubt.
Overbeck: gebe nur Lehrmeinung wieder
Overbeck umrundet von friedlichen Schwulen und Lesben (Bild: FELS/Dietrich Dettmann)
Im Frühjahr war bereits ein anderer Priester aus Overbecks Bistum geoutet worden, ein "Bild"-Reporter hielt ihn auf der Straße sein Gayromeo-Profil vor (queer.de berichtete). Overbeck sorgte zeitgleich selbst für Schlagzeilen, als er in der Sendung "Anne Will" Homosexualität als "Sünde" abkanzelte, die der Natur widerspreche (queer.de berichtete).
Nach heftiger Kritik hatte sich Overbeck im September mit Schwulen- und Lesbengruppen getroffen (queer.de berichtete). Ihnen erklärte der 46-Jährige, dass er nicht die Absicht gehabt hätte, homosexuelle Menschen "in irgendeiner Weise zu diskriminieren". Es sei ihm schließlich nur darum gegangen, die Lehrmeinung der Kirche wiederzugeben. Teilnehmer werteten dies als "versteckte Entschuldigung". Wenige Tage später ließ er in Bezug auf die Verpartnerung von Guido Westerwelle verlauten, er halte die Homo-Ehe nicht für moralisch vertretbar (queer.de berichtete). Trotz der Kritik an dem Gesetz zur Lebenspartnerschaft habe er aber keine Absicht, "homosexuelle Menschen zu verletzen", sagte er der "Frankfurter Rundschau". (nb)
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