Das Eagle in Atlanta wird nun voraussichtlich weniger Polizeibesuche befürchten müssen. (Bild: Atlanta Eagle)
Homophobie kann teuer werden: Die amerikanische Stadt Atlanta bietet 19 Opfern einer unbegründeten Polizeirazzia in einer Schwulenbar ein Schmerzensgeld in Höhe von insgesamt 1,025 Millionen US-Dollar (770.000 Euro).
Die Razzia des Eagle wurde im September ohne Durchsuchungsbeschluss durchgeführt. Dutzende Polizisten stürmten die Bar, in der sie viele Besucher in Unterhosen antrafen ("Underwear Night"). Die 62 Gäste mussten sich mit dem Kopf nach unten auf den Boden legen und wurden abgetastet. Nach Aussagen von Zeugen haben die Polizisten dabei wiederholt mit homophoben Beschimpfungen versucht, Gäste und Angestellte einzuschüchtern. Einer der Gäste erklärte, die Situation habe ihn an die 1960er Jahre erinnert, als Beamte Besucher schwuler Bars regelmäßig schikaniert und verhaftet haben.
Die Polizei gab an, sie habe die Razzia durchgeführt, weil sie Hinweise auf einen sprunghaft angestiegenen Drogenhandel im Eagle gehabt habe. Außerdem hätten Besucher in der Bar Sex gehabt - in Georgia sind sexuelle Handlungen in öffentlichen Betrieben verboten. Trotz mehrfacher Abtastungen wurden bei keinem der 62 Gäste oder der acht Angestellten illegale Substanzen gefunden. Sie verhafteten schließlich die acht Mitarbeiter des Eagle und warfen ihnen "Unterhaltung für Erwachsene ohne städtische Erlaubnis" vor. Der Vorwurf wurde schnell fallen gelassen.
Freiheitsberaubung durch Polizisten
19 der Gäste haben wenige Wochen nach der Razzia eine Sammelklage gegen die Stadt Atlanta und 48 einzelne Polizisten eingereicht. Sie hätten sich unter anderem der Freiheitsberaubung schuldig gemacht. Da eine Verurteilung vor dem Bundesgericht gedroht hat, hat sich der Stadtrat am Montag mit 14:0 Stimmen entschlossen, den Klägern 1,025 Millionen Dollar anzubieten.
Die Opfer haben dem Kompromiss bereits zugestimmt, nun muss nur noch ein Richter die Vereinbarung gut heißen. Als Teil der Vereinbarung muss die Polizei Toleranztraining durchführen lassen. "Es ist traurig, dass ein Bundesrichter unserer Polizei klarmachen muss, dass sie sich an die Gesetze halten muss", erklärte Dan Grossman, der Anwalt der Kläger. "Wenn wir das nicht getan hätten, hätte die Polizei solche Razzien regelmäßig durchgeführt." (dk)
Youtube | Interview mit Anwalt Dan Grossman (vom September 2010)