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- 20. Dezember 2010 3 Min.

Seit 2005 ist Volker Kauder Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (Bild: Wiki Commons / Dirk Vorderstraße / CC-BY-3.0)
Volker Kauder glaubt, das Konservative in der Union nur retten zu können, indem er Schwule und Lesben als Gefahr für Kinder diffamiert.
Von Dennis Klein
In den Augen des CDU/CSU-Fraktionschefs müssen Homosexuelle Monster sein. Mit allen Mitteln versuchen sie sich ein Kind unter den Nagel zu reißen, das dann gegen seinen Wunsch in dieser gefährlichen Umgebung leben muss: "Ich glaube nicht, dass sich Kinder wünschen, in einer homosexuellen Partnerschaft aufzuwachsen", sagte Kauder.
Dabei braucht der evangelikale Politiker in dieser Frage gar keinen Glauben. Etliche internationale Studien haben bewiesen, dass sich Kinder in schwulen oder lesbischen Familien nicht schlechter entwickeln als bei heterosexuellen Eltern. Eine groß angelegte Untersuchung des Bundesjustizministeriums kam 2009 sogar zu dem Ergebnis, dass Kinder von Schwulen und Lesben ein höheres Selbstwertgefühl hätten als ihre Altersgenossen. In Schule, Ausbildung und Beruf zeigten sie keine Auffälligkeiten. Zwar wurden sie eher gehänselt als ihre Mitschüler - dies liegt aber insbesondere daran, dass bestimmte Politiker Homosexuelle gerne als Feindbild präsentieren und den Schulrabauken damit einen Blankoscheck ausstellen.
Anders als von Kauder und Co. immer wieder behauptet, gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die die düsteren Prognosen für Kinder in Regenbogenfamilien bestätigen. Auch bei den Jugendämtern gibt es diese Vorbehalte nicht. Sie suchen sich gerne schwule und lesbische Pflegeeltern, weil diese als besonders engagiert gelten. Kinder adoptieren ist dagegen das Privileg von Ehepaaren und Einzelpersonen. Aber wenn sich zu einer Einzelperson ein gleichgeschlechtlicher Partner gesellt, wird die Adoption abgelehnt.
Schwule = Kinderschänder?
Bei den Vorwürfen gegen Homoeltern schwingt zusätzlich immer noch die Mär vom bösen alten schwulen Mann mit, der sich an Kindern vergreift. Aus diesem Grund sähen viele Konservative Regenbogenfamilien lieber abgeschottet in einer Parallelwelt, die erst ab 18 Jahren freigegeben ist. Lebt ein Kind in einem schwulen Haushalt, ist der Vorwurf "Kinderschänder" nie weit. Einige Unionsmitglieder halten es offenbar für konservativ, an diesem Feindbild festzuhalten. Nicht nur Leitwolf Kauder klammert sich daran, auch das Fußvolk: So erklärte unlängst etwa der sächsische CDU-Lokalpolitiker Kai Hähner, dass Schwule und Lesben Jugendliche verleiten würden. Er drohte daher den CSD-Organisatoren mit Knast. Noch härter geht es im Europaparlament zur Sache: Dort erklären Abgeordnete der Europäischen Volkspartei, der auch CDU und CSU angehören, dass "homophile Pädophilie" das Hauptproblem für Kinder sei.
Wir sollten von unseren führenden Politikern erwarten, dass sie mit etwas mehr Hintergrundwissen argumentieren als der Stammtisch um die Ecke. Volker Kauder will dagegen bewusst Vorurteile schüren: Kurz vor entscheidenden Landtagswahlen erklärt er mit schlüpfrigen Anspielungen eine ganze Bevölkerungsgruppe zu gefährlichen Feinden aller Kinder. Kaum jemand hat sich seine Gurke mehr verdient als der frömmelnde Baden-Württemberger.
Mehr zum Thema:
» Volker Kauder: Kinder "wünschen" keine Homo-Eltern (20.12.10)















Ich glaube auch nicht, dass Kinder wünschen, bei Kauder aufzuwachsen. Dessen intolerantes und klerikal-faschistoides Weltbild kann die gesunde Entwicklung eines Kindes massgeblich negativ beeinflussen.
Typisch CDU/CSU, da wird der "Glauben" über jede wissenschaftliche Erkenntnis gestellt. Eigenlich genau so wie im Mittelalter, als die Kirche nicht wahrhaben wollte, dass die Erde keine Scheibe ist...