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- 26. Dezember 2010 3 Min.

Viele Sextoys enthalten Schadstoffe - doch es fehlen gesetzliche Regelungen für gesundheitlich vertretbare Maximalwerte
Von Norbert Blech
Wer im Sexshop in der Dildo-Abteilung steht, hat die Qual der Wahl. Nicht nur Formen und Größen variieren stark, auch die eingesetzten Materialien unterscheiden sich. Hier lohnt ein genauer Blick, denn nicht alle Stoffe sind für jeden geeignet, manche können sogar der Gesundheit schaden.
So veröffentlichte das Magazin Ökotest im Jahr 2006 die Ergebnisse von Schadstofftests bei 22 Vibratoren für Frauen. Die einzige Überschrift, die den Redakteuren zu dem Bericht einfiel, lautete: "Dreck am Stecken". Fast die Hälfte aller untersuchten Vibratoren strotzte vor Schadstoffen. Auch der Stern hatte im Jahr 2001 über Untersuchungsergebnisse des Kölner ECO-Umweltinstituts berichtet, das diverse Toys getestet hatte. In beiden Testreihen hatte man gerade bei den weichen Kunststoffspielzeugen außerordentlich hohe Konzentrationen des Weichmachers Phthalat (sowie von Lösemitteln wie Toluol) entdeckt, auch ein Test von Greenpeace in den Niederlanden fand die unerwünschten Verbindungen. Phtalate sind in Kinderspielzeugen verboten, da sie (unter anderem!) krebserregend sind und Männer unfruchtbar machen können (da sie wie weibliche Hormone wirken).

Sieben von acht Sextoys enthalten hohe Menge gesundheitsschädlicher Phthalate (Bild: Wiki Commons / Vanessa Jasmin / CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0GFDL)
Gefunden wurden auch die chemischen Verbindungen DBT und TBT, die hochgiftig sind und bei denen bereits kleinste Mengen ausreichen, um Immun- und Hormonsystem von Tieren sowie vermutlich auch des Menschen zu beeinträchtigen. In einigen Fällen wanderte antimikrobiell wirkendes Phenol in größeren Mengen aus den Produkten heraus. Die Substanz wird gut durch die Haut aufgenommen und kann zu Nervenstörungen führen. Viele Stoffe aus der Gruppe der polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) gelten als krebserregend. Auch sie wurden entdeckt. Und auch bei phosphororganischen Verbindungen schlug der Zeiger aus. Sie werden in der Regel gut von der Haut aufgenommen, wirken häufig nervengiftig und sind unter Umständen krebserregend.
Leider gibt es anders als beim Kinderspielzeug keine gesetzlichen Regelungen für gesundheitlich vertretbare Maximalwerte, und es fehlt eine Behörde, die auf Unbedenklichkeit hin prüft um anschließend ein Gütesiegel auszustellen. Und nicht immer steht auf den Verpackungen, welche Bestandteile zur Produktion verwandt wurden.

Wer im Laden einkauft, und die Möglichkeit hat, Verpackungen zu öffnen, kann bereits mit der Nase eine Auswahl treffen (Bild: Wiki Commons / Eva K. / GFDL-1.2)
Doch kann man beim Kauf bereits auf das Material achten. Die knallig bunten, oft durchsichtigen Dildos, die häufig mit dem Attribut "Jelly" versehen sind und die meisten hautfarbenen Weichplastikmodelle, die statt aus dem angegeben Latex oft aus Kunststoffschaum bestehen, enthalten Weichmacher und Lösungsmittel in unterschiedlicher wie meist unbekannter Menge. Dildos aus echtem Silikon, Naturlatex, Glas, Hartplastik, Holz oder Edelstahl sind in der Regel schadstoffarm (viele Toys enthalten trotz der Aussage auf dem Aufdruck EPD-Kautschuk statt Silikon, die kleine Täuschung bewirkt aber keine Gesundheitsgefahr).
Wer im Laden einkauft, und die Möglichkeit hat, Verpackungen zu öffnen, kann bereits mit der Nase eine Auswahl treffen. Je penetranter chemisch es riecht, desto höher die Belastung. Leider sind die Toys meistens in rundum verschweißte Kunststoffschalen eingebettet. Was aus hygienischen Gründen sinnvoll ist, verhindert hier den Riechtest. Zusätzlich auf die Verpackungsangaben achten oder den Verkäufer fragen. Wer die Schadstoffbilanz seiner Toys nicht kennt und auf Nummer sicher gehen will, sollte zumindest ein Kondom drüberstülpen. Doch auch das hilft nicht komplett: Phthalate etwa können durch das Latex gelangen
Links zum Thema:
» Dildo-Materialkunde auf vibrator.info
» Sextoys im Queer-Shop
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Bei beiden kaufe ich sowieso nie ein!