Diese Bild aus einer Überwachungskamera veröffentlichte die Polizei
Der "Bondage-Tod" eines MI6-Spions im letzten Sommer stellt die Polizei weiter vor Rätsel. Jetzt sagt eine Freundin: er war nicht schwul.
Von Carsten Weidemann
Als man im August 2010 den 31-jährigen Gareth Williams tot in seiner Wohnung auffand, tat sich für die Ermittler von Scotland Yard und die Öffentlichkeit eine abenteuerliche Geschichte auf, die irgendwie nach einer schwulen James Bond-Version klang. Williams lag nackt und verschnürt in einer großen Reisetasche, versiegelt mit einem Vorhängeschloss. Der Schlüssel dafür lag in einem Seitenfach der Tasche. Der 31-jährige, der erst eine Woche nach seinem Erstickungstod entdeckt wurde, arbeitete für den MI6, den britischen Geheimdienst. Und er hatte in den Wochen vor seiner Ermordung schwule Bars sowie Travestie-Shows besucht. Ging etwas schief bei einem schwulen Bondage-Sexspiel?
Das war eine der Vermutungen, die von der Polizei überprüft wurde. Doch dieser Theorie erteilte am Weihnachts-Sonntag eine Freundin von Williams eine deutliche Absage. Die 33-jährige Sian Lloyd-Jones sagte der Zeitung "Mail On Sunday": "Er hat nur recherchiert für eine neue Identität. Wäre er wirklich schwul gewesen, hätte es seine Familie gewusst." Er sei ein sehr offener Typ gewesen, ergänzt sie. Vor allem seine Schwester hätte es gewusst, wenn ihr Bruder irgendwelche verborgenen Gelüste gehabt hätte.
War der Spion ein Bondage-Fan?
Für den ermittelnden Chief Inspector Jackie Sebire bleiben die Ermittlungen dennoch weiter in alle Richtungen offen. Neben den Besuchen von Szenebars und der Drag-Show kurz vor seinem Tod gibt es weitere Indizien für eine geheim gehaltene Identität, unabhängig davon, ob sie beruflicher oder privater Natur war. So hatte der Spion vor seinem Tod zahlreiche Bondage-Websites besucht. Außerdem fand man in seinem Schrank Frauen-Designer-Kleidung im Wert von rund 17.000 Euro.
Im Blut des Verstorbenen fand man weder Drogen noch Alkohol. Und in die Reisetasche hat er sich lebend begeben. Er erstickte darin nach etwa 30 Minuten.