Altbischof Ulrich Wilckens ist einer der Unterzeichner des offenen Briefes. Er empfiehlt Schwulen und Lesben, statt in einer "sündhaften" Beziehung lieber alleine zu leben. (Bild: Presse.Nordelbien / flickr / by 2.0)
Protest gegen offen homosexuelle Pfarrer: Acht ehemalige Bischöfe der evangelischen Kirche haben erklärt, dass Schwule und Lesben mit "Gott-widrigen Verhaltensweisen" die Ökumene gefährdeten.
Die Altbischöfe reagieren damit auf die Entscheidung der bayerischen und mitteldeutschen Landeskirchen, homosexuelle Geistliche mit ihrem Partner im Pfarrhaus zusammenleben zu lassen. In der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" kritisieren sie in einem offenen Brief an die Landeskirchen, dass die Akzeptanz von Homosexuellen unbiblisch sei: Schwule und Lesben lebten in laut Bibel "in einer widernatürlichen Lebensweise" und verließen daher "die gute Ordnung des Schöpfers für alle Menschen".
Die Aussagen in der Bibel, die die "widernatürliche Lebensweise des Verkehrs von Frauen mit Frauen und Männern mit Männern" bestätigten, seien auch in der heutigen Zeit gültig und bezögen sich nicht nur auf "den Verkehr mit Lustknaben in den antiken Tempeln". Die Rechte der christlichen Führung seien daher wichtiger als Menschenrechtskonventionen, die eine Gleichbehandlung aller Menschen vorsehen: "Wenn die Kirche an dieser Ordnung als einer Ordnung Gottes und nicht als starrsinnige Traditionalität von Menschen festhält, dann sollte ihr Recht dazu nicht im Namen von allgemeinen Menschenrechten bestritten werden."
Vorwurf: Schwule und Lesben gefährdet Einheit der Kirche
Offen schwule und lesbische Pfarrer seien nicht nur "schöpfungswidrig", sondern könnten auch die Einheit der Kirche gefährden: Eine weiterführende Öffnung der evangelischen Christen würde "jeder Fortschritt zu ökumenischer Gemeinschaft mit der katholischen und den orthodoxen Kirchen sowie auch mit einigen lutherischen Kirchen in der Welt" blockieren.
Den offenen Brief unterschrieben haben Eduard Berger (Pommern), Heinrich Hermanns, Jürgen Johannesdotter (beide Schaumburg-Lippe), Werner Leich (Thüringen), Gerhard Müller (Braunschweig) Gerhard Maier, Theo Sorg (beide Württemberg) und Ulrich Wilckens (Lübeck), der als Sprecher der Gruppe Tipp für den kirchlichen Umgang mit Schwule und Lesben verlautbart: "Die Kirche muss homosexuellen Menschen raten, bindungslos zu bleiben", so Altbischof Wilckens. Dazu müsse die Kirche stehen, "auch wenn die Gesellschaft Druck ausübt".
Manfred Kock: Schwule sind nicht Menschen zweiter Klasse
Der frühere EKD-Chef Manfred Kock verteidigt die Rechte von Schwulen und Lesben gegenüber seinen Glaubensbrüdern (Bild: EKIR)
Manfred Kock, von 1997 bis 2003 EKD-Ratsvorsitzender, wies die Angriffe der Altbischöfe gegen Schwule und Lesben zurück: Der "Frankfurter Rundschau" sagte der 74-Jährige, gleichgeschlechtliche Partnerschaften seien "nicht bibelwidrig". Homosexualität gehöre vielmehr "zu den Ausprägungen menschlicher Geschlechtlichkeit". Kock warf seinen homofeindlichen Kollegen vor, sie erweckten den Eindruck, dass die evangelische Kirche Homosexuelle als "Menschen zweiter Klasse" ansehe.
Kritik übte er auch an der katholischen Kirche. Denn es sei "kein Geheimnis", dass es dort "eine Reihe homosexueller Priester gibt, selbst wenn manche Bischöfe sie am liebsten nicht im Amt hätten". Dabei sei Homosexualität unter den Jüngern von Papst Benedikt XVI. "eine menschliche Realität". (dk)