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- 11. Februar 2011 2 Min.

Mit Medikamenten kann man dem Gehirn künstlich auf die Sprünge helfen (Bild: Digital Shotgun / flickr / by-nd 2.0)
Auch Schwule versuchen, ihre Gehirnleistung mit Pillen anzukurbeln. Die Community sollte über Chancen und Risiken von "Neuro Enhancement" diskutieren.
Von Bernd Kaiser
Es ist seit Jahren bekannt: Viele Medikamente, die zur Linderung von Gehirn-Erkrankungen entwickelt wurden, wirken auch bei gesunden Menschen: Pillen können die Stimmung heben und die Leistungsfähigkeit des Gehirns steigern. "Neuro Enhancement" nennen Wissenschaftler das – eine Art Doping fürs Gehirn.
Auch in der Gay Community scheint Neuro Enhancement der neue Trend. Viele Schwule steigern ihre Leistungsfähigkeit nicht mehr allein durch Nikotin, Koffein oder Alkohol, sondern greifen zu den künstlichen Stimmungsaufhellern. Nicht nur Studenten und Manager versuchen mit kleinen Pillen wie Ritalin ihren Examens- oder Vorstands-Stress zu bewältigen. Genaue Zahlen gibt es nicht, in den USA gehen Experten jedoch von Hunderttausenden von Konsumenten aus.
Die Nebenwirkungen wurden kaum untersucht
Experten raten zur Vorsicht, denn die Doping-Pillen fürs Gehirn können wie andere Drogen abhängig machen. Zudem fehlen Langzeitstudien, die gesundheitliche Schäden eines regelmäßigen Neuro Enhancements offenbaren könnten. Auch der Einfluss der Medikamente auf die Persönlichkeit ist umstritten: "Es ist schon möglich, dass solche Mittel einen Menschen weniger authentisch machen", meint etwa Bettina Schöne-Seifert vom Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin: "Wir wissen einfach noch viel zu wenig darüber."
Dennoch ist abzusehen, dass Forscher eines Tages Arzneien entwickeln werden, mit denen wir sicher und gezielt auf unsere psychischen Eigenschaften einwirken können. Damit stellen sich jedoch etliche Fragen: Sollten diese Präparate dann frei erhältlich sein? Und falls nicht, welche Gründe sprechen dagegen? Mit solchen Überlegungen beschäftigt sich eine neue wissenschaftliche Disziplin – die Neuroethik.
Auch die Gay Community sollte sich mit diesen Fragen beschäftigen, ehe durch die große Nachfrage immer mehr Fakten geschaffen werden. Bettina Schöne-Seifert: "Die Pharmaunternehmen wittern da mit Recht einen Riesenmarkt."














