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- 24. Februar 2011 4 Min.

Sitzen, stehen oder schwul? (Bild: Tęczowa Trybuna 2012)
Ein Fanclub fordert eine "Regenbogen-Tribüne" und erntet Kritik. Der britische Premier David Cameron spricht derweil in Katar über die Bekämpfung von Homophobie im Fußball.
Von Norbert Blech
Ein schwul-lesbischer Fanclub der polnischen Fußballnationalmannschaft hat mit der Forderung, zur EM spezielle Stadien-Ecken für Homos zu schaffen, für nationale Aufregung gesorgt - sogar zum Aufmacher der Nachrichtensendung von TVP1 schaffte es die Kontroverse.
Die Gruppe "Tęczowa Trybuna 2012" (Regenbogen-Tribüne 2012) schreibt auf ihrer Homepage: "Wir wollen kein Ghetto bilden - wir wollen nur einen Ort, an dem wir unberührt unsere sportlichen Emotionen ausleben könnten." Bei Spielen auf Club-Ebene sei man oft "Unannehmlichkeiten, Belästigungen und Gewalt" ausgesetzt, dabei sei man eine Gruppe "normaler Leute, für die Fußball die größte Leidenschaft im Leben ist".
Das Hooligan-Problem ist in Polen nicht zu unterschätzen, Homophobie ist in dem Land noch weit verbreitet. Doch eigene Zonen für Schwule und Lesben? Einige Stadien und Clubs haben die Forderungen bereits abgelehnt, sie würden Schwule und Lesben nur stigmatisieren. In England werden darauf bereits Wetten abgegeben und man darf gespannt bleiben.
Ähnlich sehen das auch führende Homo-Aktivisten. Gregory Czarnecki von der Kampagne gegen Homophobie sagte der Nachrichtenagentur AP, er verstünde die Beweggründe der Initiative. "Aber was sie machen, könnte kontraproduktiv sein." Zudem seien zu wenig Fans mutig genug, sich zu outen und in diese Ecke zu setzen.
Fußball - ein Theater
Der Kampf von "Tęczowa Trybuna 2012" wird dabei nicht nur von den Medien begleitet, sondern auch von zwei Autoren eines Theaters in Breslau. Paweł Demirski und Monika Strzępka wollen ein Stück unter dem selben Namen auf die Bühne bringen. Dass sie nicht viel von der Idee halten, schrieben die beiden in einem Zeitungsbeitrag: "Mit euch wird wahrscheinlich niemand reden wollen. Eure Idee ist so absurd, dass sie sich in keinem Rahmen der heute anwesenden Diskurse befindet. Niemand wird sich die Mühe geben, euch seriös zu behandeln."
Dabei sei das Problem vorhanden: Die Vereine, UEFA, der polnische Fußballverband und Politiker würden das Thema Homophobie im Stadion nicht ernst nehmen, sagen die beiden in einem Interview auf einer EM-in-Breslau-Seite. "Es wäre ideal wenn eine solche Tribüne nicht nötig wäre", sagt Strzępka. "Bisher ist das häufigste Argument, dass so eine Tribüne nichts weiter ist als ein Ghetto. Das wird sowohl in den schwulen Foren als auch in den Fanforen hervorgehoben. Die Frage ist, ob so ein Ghetto schon längst nicht existiert, und ob das nicht viel schlimmer ist?" Denn die meisten Fans blieben einfach zuhause.
"Ein Teil dieser Jungs war niemals im Stadion, weil sie eben Angst haben", so Strzępka. "Aber es gibt welche, die hingehen, und es gab Momente, in denen sie verprügelt wurden." Schlimmer sei aber, dass das Thema, anders als in anderen europäischen Ländern, "überhaupt nicht in der Öffentlichkeit präsentiert wird".
Debatte um WM 2022
Derweil hat sich der britische Premierminister David Cameron in die Debatte um die Sicherheit von schwulen und lesbischen Fans bei der WM 2022 in Katar eingeschaltet. Die gut organisierten schwul-lesbischen Fußballfans aus Deutschland hatten, wie viele andere, die Vergabe zuvor kritisiert (queer.de berichtete) - in dem Scheichtum stehen auf homosexuelle Handlungen bis zu fünf Jahre Haft, HIV-Positive dürfen nicht einreisen. Die britische Vereinigung "Gay Football Supporter's Network" forderte gar einen Boykott der Spiele (queer.de berichtete).
Nicht beruhigen konnte die Fans FIFA-Chef Sepp Blatter, der bei einer Pressekonferenz schwulen Fans empfahl, bei einer Teilnahme in Katar auf Sex zu verzichten (queer.de berichtete), wofür er sich später entschuldigte (queer.de berichtete).
Einem Bericht von "Gay Middle East" zufolge hat sich David Cameron nun bei einem Besuch in Katar auf eine Reporterfrage zu dem Problem geäußert. Fußball sei für Jeden, sagte der britische Regierungschef, und niemand sollte aufgrund seiner Herkunft, seiner Religion, seines Geschlechts oder seiner sexuellen Orientierung ausgeschlossen werden.
"Fußball kann den sozialen Wandel vorantreiben und Meinungswechsel erzeugen. Wir haben in unserem Land gesehen, wie erfolgreich Fußball war, Rassismus aus den Stadien zu bannen. So wie das geschehen sei, müssen wir auch klarmachen, dass es im Fußball keinen Platz für Homophobie gibt." Katars Premier Hamad bin Jassim bin Jabr al Thani sagte darauf, er sei froh, dass die Frage Cameron und nicht ihm gestellt wurde. Ihm wäre das peinlich gewesen.















Ich glaube, das wirklich "wichtige" schwul/ lesbische Anliegen, so nicht mehr wahr und ernstgenommen werden, wenn derartig abstruse "Forderungen" im Raum stehen !!