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- 15. März 2011 3 Min.

Wollte vor drei Jahren noch die Jugend vor schwulen Spielern "schützen": Trainer Christoph Daum
Im Tatort am Sonntag outet sich ein Bundesligaspieler als schwul, in der Realität hält dies Fußballtrainer Christoph Daum für unmöglich.
Von Carsten Weidemann
Noch vor zwei Jahren hatte sich Fußballtrainer Christoph Daum für ein Coming-out von schwulen Bundesliga-Spieler ausgesprochen und seine menschliche Unterstützung angeboten (queer.de berichtete), jetzt hält er einen solchen Schritt für unmöglich. Im Interview mit dem WebTV-Format Das Wort zum Mord sagte er: "In absehbarer Zukunft kann ich mir das nicht vorstellen. Das ginge nur, wenn es einen Zusammenschluss mehrerer schwuler Profis gibt."
Daum äußerte sich anlässlich der "Tatort"-Folge "Mord in der ersten Liga", die am Sonntag, den 20. März um 20:15 Uhr im "Ersten" ausgestrahlt wird. Der NDR-Krimi mit Maria Furtwängler als Kommissarin Charlotte Lindholm beschäftigt sich erstmals mit dem Thema Homosexualität im Profifußball.
Tatort: Profifußballer Kevin Faber wird ermordet aufgefunden

Szene aus dem Tatort "Mord in der ersten Liga": Bundesliga-Spieler Ben Nenbroock outet sich auf einer Pressekonferenz als schwul (Bild: NDR)
Die Story: Nach einer wichtigen Spiel wird der Profi-Fußballer Kevin Faber tot am Ufer eines Sees aufgefunden - erschlagen. Kommissarin Lindholm ist erschüttert: Nur wenige Stunden vor seinem Tod hat Faber ihrem Sohn David im Stadion ein Autogramm gegeben. Schon bald verfolgt die Kommissarin mehrere Spuren: Hatte Faber mit einem kritischen Interview seine Fans vor den Kopf gestoßen? War der Mord eine Abrechnung von Hooligans? War Fabers Kollege und engster Freund Ben Nenbroock eifersüchtig auf seine Karriere? Und wie sah das Privatleben Fabers aus, lebte er wirklich glücklich mit einer Frau zusammen?
Um es kurz zu machen: Gegen Ende der Krimis outet sich Nenbroock auf einer Pressekonferenz seines Hannoveraner Vereins als schwul - getrieben von einigen Medien, die zuvor entsprechende Vermutungen angestellt hatten. Hauptdarstellerin Furtwängler erklärte in einem Interview, dass es die Aufgabe der Krimireihe sei, "Tabus zu brechen". "Die Idee zu dem Film kam aus einem Gespräch zwischen mir und Theo Zwanziger", sagte die 44-Jährige Schauspielerin.
Daum: sehr gelungene Auseinandersetzung mit dem Thema

Ermittlungen im Stadion: Kommissarin Lindholm trifft Spieler Ben Nenbroock, der mit dem Ermordeten befreundet war (Bild: NDR)
Die "Tatort"-Folge "Mord in der ersten Liga" setze ein Ausrufezeichen, um "ein Stück weit mehr Normalität" in das Thema Homosexualität im Fußball zu bringen, kommentierte Christoph Daum in der WebTV-Serie. Die Auseinandersetzung finde er "sehr gelungen". Daum selbst zähle Homosexuelle zu seinen engsten Freunden und plädiere für Toleranz. Noch vor drei Jahren war der ehemalige Coach des 1. FC Köln allerdings in die Kritik geraten, als er in einem Interview mit dem Deutschen Sportfernsehen erklärte, man müsse im Profifußball gegen "jegliche Bestrebungen, die gleichgeschlechtlich ausgeprägt sind", vorgehen. Nur so könne die Jugend geschützt werden (queer.de berichtete). Gut zwei Monate später distanzierte er sich von diesen Äußerungen und entschuldigte sich persönlich bei Mitgliedern des schwul-lesbischen Fanclubs (queer.de berichtete).
In der WebTV-Serie Das Wort zum Mord kommentieren jeweils drei Prominente und Experten die aktuelle Folge des ARD-Krimiklassikers "Tatort" direkt im Anschluss an die TV-Ausstrahlung. In der Folge am 20. März äußern sich ab 21:45 Uhr neben Christoph Daum auch die ehemalige EKD-Vorsitzende Margot Käßmann und Bestseller-Autor Frank Schätzing.
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