https://queer.de/?13878
- Von Micha Schulze
18. März 2011 2 Min.
Frankreich hat "Têtu", Großbritannien "Attitude" - nur in Deutschland gibt es kein bedeutendes schwules Kaufmagazin mit einer vergleichbar hohen Reichweite. Die Flut der kostenlosen Stadtmagazine hat den Markt hierzulande dauerhaft kaputt gemacht.
So schauen wir neidisch nach Thailand, wo in diesem Monat ein Ableger von "Attitude" an den Start gegangen ist - ein Zusammenschluss der Briten mit Thailands großem Verlagshaus GMM. Für die Thailand-Ausgabe des schwulen Lifestyle-Magazins wurden etwa zwei Drittel der englischen Artikel einfach auf Thai übersetzt und mit den Original-Grafiken illustriert, das übrige in Bangkok erstellte Drittel sorgt für den notwendigen Lokalkolorit. Die Werbeindustrie hat den Merger bereits honoriert: Ganzseitige Anzeigen von Jean Paul Gaultier, Diesel, Paco Robanne, Sisley, Puma, Giorgio Armani, Davidoff und Playboy Eyewear schmücken die erste Ausgabe.
Da staunen nicht nur jene deutschen Touristen, die Thailands gay community noch immer mit Gogo-Bars gleichsetzen und glauben, mit einem 20-Euro-Schein jeden "Thai-Boy" bezirzen zu können. Insbesondere in Bangkoks aufstrebender und gut verdienender Mittelschicht treten schwule Männer immer offener und selbstbewusster auf - und werden von Medien wie Werbung entsprechend wahrgenommen. "Attitude Thailand" war deshalb überfällig. In den journalistisch schlecht gemachten Gratis-Szeneblättern mit Anzeigen für Saunen und Massagesalons findet sich die Mehrheit der thailändischen Schwulen ebenso wenig wieder wie in den peinlichen Gay-Softcore-Heftchen, die nur aus Fotos asiatischer Männer in Slip oder Badehose bestehen und am Kiosk als "Frauenmagazine" getarnt werden.
Die erste Ausgabe der britischen "Attitude" erschien im Mai 1994. Nach Angaben des Londoner Verlags Vitality Publishing hat das Heft heute 225.000 Leser bei einer Auflage von 75.000 Exemplaren.
Links zum Thema:
» Attitude Thailand auf Facebook














