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- 23. März 2011 3 Min.

Der UN-Menschenrechtsrat tagt in Genf (Bild: US Mission Geneva / flickr / by 2.0)
85 Länder haben sich in einer gemeinsamen Erklärung für das Ende von Gewalt und Diskriminierung gegen Schwule, Lesben und Transsexuelle ausgesprochen - der Vatikan ist empört.
Die am Dienstag im UN-Menschenrechtsrat in Genf von Kolumbien verlesene Erklärung trägt den Titel: "Gewaltakte und Menschenrechtsverletzungen wegen der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität verhindern". Darin äußern die Unterzeichner Sorge über die Diskriminierung von Schwulen und Lesben "in jeder Weltregion". Die beklagten Menschenrechtsverletzungen schlössen "Tötungen, Vergewaltigungen, Folter und strafrechtliche Verfolgung" ein. Zwar erkenne man an, dass das Homo- und Transsexualität ein "sensibles Thema in vielen Gesellschaften, einschließlich unserer eigenen" sei. Dennoch müsse sich die Weltgemeinschaft darauf einigen, jegliche Diskriminierung von Minderheiten zu vermeiden.
Der Erklärung haben sich insbesondere nord- und südamerikanische Länder sowie alle EU-Mitgliedsstaaten angeschlossen. Ihr stimmten auch einige Länder zu, die in der Vergangenheit bei der UNO Probleme mit Homo-Rechten hatten, etwa die Zentralafrikanische Republik, Ruanda oder Kuba. Nicht interessiert zeigten sich aber die Großmächte China und Russland. Auch kein mehrheitlich muslimisches Land - mit den europäischen Ausnahmen Albanien und Bosnien-Herzegowina - konnte sich für schwul-lesbische Rechte erwärmen.
Zu den führenden Verfechtern der Erklärung gehörten insbesondere die USA. Außenministerin Hilary Clinton begrüßte nach der Verabschiedung das Papier enthusiastisch als "Beispiel für das amerikanische Engagement für Menschenrechte durch Dialog mit Staaten, die nicht immer mit uns einer Meinung sind." Clinton weiter: "Schwul-lesbische Rechte sind Menschenrechte und Menschenrechte sind schwul-lesbische Rechte".
Vatikan: Staaten müssen "sexuelle Verhaltensweisen" verbieten dürfen

Erzbischof Silvano Tomasi fühlt sich "stigmatisiert, verteufelt und verfolgt."
Scharfe Kritik am Papier hat die katholische Kirche geäußert. Der Vatikan warnte nach Verkündigung der Erklärung davor, dass die Akzeptanz von Homosexuellen zur Verfolgung von Christen führen könne: "Viele werden attackiert, wenn sie sexuelles Verhalten zwischen Menschen des selben Geschlechts nicht unterstützen", sagte Erzbischof Silvano Tomasi, der Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen. Wenn sie ihre moralischen Bedenken äußerten, würden Gläubige "stigmatisiert, verteufelt und verfolgt." Der Erzbischof verteidigte das Recht der Staaten, Homosexualität zu verbieten: Staaten müssten das Recht haben, "gewisse sexuelle Handlungen" zu regulieren und gewisse "sexuelle Verhaltensweisen" per Gesetz zu untersagen.
Volker Beck: Vatikan leidet an "geistiger Vernebelung"
Nach den Äußerungen des vatikanischen UN-Vertreters warf der grüne Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck der Kirche "geistige Vernebelung" vor: "Mir sind keine Mobs von aufgebrachten Schwulen und Lesben gegen katholische Prediger bekannt", erklärte der Politiker am Mittwoch. "Aber es ist Tatsache, dass beispielsweise in Uganda evangelikale Gruppen versuchen, eine Pogromstimmung gegen Schwule und Lesben zu erzeugen. Hier hätte der Vatikan eine Verpflichtung zu handeln." (dk)
Die gemeinsame Erklärung wurde von Kolumbien vorgestellt im Namen folgender Staaten: Albanien, Andorra, Argentinien, Armenien, Australien, Belgien, Bolivien, Bosnien-Herzegowina, Brasilien, Bulgarien, Chile, Costa Rica, Dänemark, Deutschland, Dominica, Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Estland, Fidschi-Inseln, Finnland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Großbritannien, Guatemala, Honduras, Irland, Island, Israel, Italien, Japan, Kanada, Kroatien, Kuba, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Marshallinseln, Mazedonien, Mexiko, Mikronesien, Monaco, Mongolei, Montenegro, Nauru, Nepal, Neuseeland, Nicaragua, Niederlande, Norwegen, Österreich, Osttimor, Palau, Panama, Paraguay, Polen, Portugal, Ruanda, Rumänien, Samoa, San Marino, Schweden, Schweiz, Serbien, Seychellen, Sierra Leone, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Thailand, Tschechien, Tuvalu, Ukraine, Ungarn, Uruguay, USA, Vanuatu, Venezuela, Zentralafrikanische Republik, Zypern















Antigua und Barbuda, die Bahamas, Barbados, Belize, Grenada, Jamaika, Papua-Neuguinea, die Salomonen, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen.
Derzeitige Inhaberin der britischen Krone ist Königin Elisabeth II. In jedem dieser Länder setzt die Monarchin staatsrechtliche Akte in ihrem Recht als Königin des jeweiligen Landes.