
Wir von Queer.de berichten ja ganz gerne mal über tolle TV-Serien, -Filme oder Dokumentationen (*) aus dem englischsprachigen Raum, von denen wir nie annehmen, das sie je im deutschen Fernsehen laufen werden. Und wenn sie dann doch laufen, verpassen wir es.
So geschehen mit "United States of Tara", die Mischung aus Comedy- und Drama-Serie läuft bereits seit einigen Wochen als deutsche Erstausstrahlung in der ARD (liebevoll programmiert auf den frühen Freitagmorgen zwischen zwei und drei Uhr). Mit etwas Verzögerung sendet auch Eins Festival die ersten Folgen - immer Montags ab 20.15 Uhr (liebevoll angesetzt gegen "Glee"; Wdh. ab 0.15h). Morgen gibt es die Episoden 3-5. Wir raten dringend, sich noch in die Serie einzuarbeiten.
Denn "Taras Welten", wie die Serie auf Deutsch heißt, ist eine Perle. Zum einen wegen Tara, einer Mutter mit multiplen Persönlichkeiten, alle hervorragend gespielt von Toni Collette ("Muriels Hochzeit"). Es kommt zu Komik wie Dramatik, wenn die verschiedenen Persönlichkeiten auf die Familie und die restliche Welt treffen.
Und dann ist da noch Marshall, der sehr junge schwule Sohn (Keir Gilchrist), der so gutherzig, sensibel und schlau, komplett liebenswürdig ist, dass er latent homophobe Zuschauer heilen, Eltern die Sorge vor einem homosexuellen Kind nehmen könnte. Seine Familie jedenfalls hat kein Problem mit seinem Schwulsein, so dass die Serie auch Jugendlichen im Coming-out Mut machen kann. Die Handlung endet damit nicht, sondern Marshall testet später seine Grenzen aus: in Fragen von Drogen, Cruising und einer Beziehung. Anhand eines deutlich schwuleren und aktivistischeren Mitschülers wird ab der zweiten Staffel die Frage durchdekliniert, wie stark man Homosexualität und Sexualität als Teil seiner Persönlichkeit begreift. Das ist tiefgehend wie unterhaltsam, zumal sich der Konflikt geradezu liebevoll auflöst. Doch zuvor hält das Schicksal für Marshall einen unglaublichen Bruch des verletzbaren Herzens parat.

Die Serie, erschaffen und teilweise geschrieben von Diablo Cody ("Juno") und produziert von Steven Spielberg, läuft in Amerika auf dem Pay-TV-Kanal Showtime ("Queer as folk") und ist gerade in der dritten Staffel, die ersten beiden will die ARD in jedem Fall ausstrahlen. "United States of Tara" wurde mit zwei Emmys und einem Golden Globe ausgezeichnet, bei den GLAAD Media Awards war die Serie als beste Comedy nominiert. (nb)
(*) Heute um 21 Uhr sendet die BBC übrigens eine neue Dokumentation von Louis Theroux über die fanatische Phelps-Kirche. Der Reporter besucht erneut die "meistgehasste Familie Amerikas".