China greift in letzter Zeit immer wieder gegen Schwule durch. (Bild: Beijing Patrol / flickr / by 2.0)
Mehr als 60 Besucher eines Gay-Clubs in Shanghai wurden am Sonntagmorgen nach einer Razzia festgenommen.
Wie staatliche Medien in China melden, wird den Männern vorgeworfen, einer "pornografischen" Darbietung von Gogo-Tänzern in der Q Bar beigewohnt haben. Die Verhafteten - unter ihnen Tänzer, Angestellte und Kunden - sind im Laufe des Sonntags wieder freigelassen worden, einige von ihnen wurden über zwölf Stunden festgehalten. Die Polizei gab gegenüber den Medien keinen Kommentar zur Razzia ab.
Einem Bericht der "Shanghai Daily" zufolge stürmte die Polizei um ein Uhr morgens die Bar. Sie erlaubte Ausländern, das Etablissement zu verlassen, verhaftete jedoch alle Chinesen. Sie sollen stundenlang befragt worden sein, ob die Tänzer sich "unzüchtig" verhalten hätten. "Sie wollten wissen, ob Leute Geld in die Unterwäsche der Tänzer gesteckt haben", erklärte einer der Verhafteten. Ein anderer sagte: "Ich weiß immer noch nicht, welches Gesetz wir gebrochen haben sollen. Wir haben einfach in einer Bar etwas getrunken, das war alles". Ein Q-Bar-DJ vermutet, dass konkurrierende Barbesitzer seinen Arbeitgeber bei der Polizei angeschwärzt haben könnten.
In der Volksrepublik China war gleichgeschlechtlicher Sex bis 1997 als "Rowdytum" verboten. Bis 2001 galt Homosexualität außerdem als Geisteskrankheit. Die meisten Schwulen und Lesben bleiben auch heute unsichtbar, da das Thema nach wie vor tabuisiert wird. Trotz der Gesetzesliberalisierung gehen die Behörden zudem weiterhin mit harter Hand gegen Homosexuelle vor - insbesondere, wenn von gleichgeschlechtlicher Sexualität die Rede ist. Erst vor wenigen Wochen verhafteten die Behörden etwa 32 Frauen, die unzüchtige schwule Kurzgeschichten geschrieben haben sollen (queer.de berichtete). Zuletzt gab es auch Berichte über die Verhaftung von 80 Cruisern in Peking (queer.de berichtete). Auch CSDs und private schwule Veranstaltungen lässt die Regierung verbieten. So untersagte sie im vergangenen Jahr in letzter Minute den ersten "Mr. Gay"-Wettbewerb (queer.de berichtete). (dk)