Nicht so gayfriendly wie gedacht.
Update: App inzwischen wieder erhältlich, s. Ende des Artikels
Nicht nur Apple zensiert das Angebot in seinem App-Shop. Auch Google zückte jetzt die Zensurschere.
Von Carsten Weidemann
Apples dicker Daumen auf die Inhalte seines App-Stores, mit dem man iPhone, iPod und iPad mit nützlicher Software füllen kann, hat in den vergangenen Monaten für Unmut in der Community gesorgt. Wer bislang gehofft hatte, bei Googles App-Shop für Smartphones und Tablets mit Android-Betriebssystem geht es liberaler zu, wurde jetzt eines besseren belehrt. Anfang April kickte das Unternehmen die App "RomeoLive", mit der man auf seinen Gayromeo-Account zugreifen kann.
"Don't be evil" – Sei nicht böse, lautet das Motto des Suchmaschinen-Anbieters. Oliver Blaske von RomeoLive glaubt daran nicht mehr: "Ich dachte immer, Google ist besser und offener als Apple. Jetzt weiß ich, das ist falsch." Bereits im vergangenen Jahr war die iPhone-App aus dem AppStore entfernt worden. Der überaus prüde Konzern störte sich daran, dass man Zugriff auf Bilder mit unbekleideten Männern hatte. Am 4. April wurde nun die vom selben Entwickler stammende kostenfreie Android-App ohne Vorwarnung oder Kontaktaufnahme aus ihrem Android Market entfernt.
Zensur-Willkür zerstört das positive Image von Google und Apple
Nachfragen ergaben, dass man sich an einer Dokumentensammlung auf der planetromeo.com-Webseite gestört hatte, welche sich unter anderem auf Gesundheitsthemen (HIV) und Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit Escorts bezieht: "Förderung von illegalen Aktivitäten" heißt es dazu in einer Mail von Google. Oliver Blaske ist sehr verwundert: "Dass solche Seiten gar nicht in der App aufrufbar sind, hat bei Google offenbar keinen interessiert. War es vielleicht doch nur ein vorgeschobener Grund?" Insider vermuten, dass hier Mitbewerber im kleinen Markt der Gay-Apps tätig geworden sind, und durch Anschwärzen Konkurrenz beseitigen wollen.
Googles Android präsentiert sich im Gegensatz zu Apples iOS als offenes Betriebssystem, beim Vertrieb der Apps hält nur Apple ein Monopol, das der vermeintlichen Freiheit Grenzen setzt. Für Android-Apps gibt es alternative Shops. Apple hat sich in der Vergangenheit besonders unbeliebt gemacht, weil deren prüde Zensoren einerseits jeden Hauch von Erotik aus den Apps verbannen, andererseits aber wiederholt homophobe Apps durchgewunken hatten.
Update: Inzwischen ist die App wieder im
Market erhältlich, der Entwickler bietet auf der
App-Homepage zudem eine Paypal-Version samt Plugin für nicht jugendfreie Gayromeo-Bereiche an. Mehr Apps & optimierte Gay-Seiten für Android und iPhone gibt es in unserer
Link- & App-Liste.
Wieder einmal zeigt sich die Willkür einiger und die darin verborgene Dummheit.