Mädels vor an allen Fronten: Der Münchner CSD setzt in diesem Jahr ein Zeichen gegen die Unsichtbarkeit und Abwertung von Lesben in den Medien (Bild: Kornelija Rade/CSD München)
Mit Zweidrittelmehrheit stimmte der Münchner Szenestammtisch der LGBT-Community für das Motto, das in der queer.de-Abstimmung Schlusslicht war.
Von Carsten Weidemann
Der Münchner Szenestammtisch der LGBT-Community hat am Dienstagabend über das Motto des diesjährigen Christopher Street Days abgestimmt. Mit klarer Zweidrittelmehrheit machte der Slogan "Für ein solidarisches Miteinander: Lesben vor!" das Rennen.
Darin drücke sich das diesjährige Schwerpunktthema am besten aus, heißt es in einer Presseerklärung des CSD München: "Denn aus der Mitte der LGBT-Community werden Lesben in den Vordergrund gestellt, um solidarisch auf deren Unsichtbarkeit, Ignoranz und Abwertung in Medien, Gesellschaft und Politik - wie auch in Teilen unserer eigenen Szene - hinzuweisen." In der User-Umfrage auf queer.de hatten nur 3,4% für diesen Vorschlag gestimmt.
Insgesamt standen vier Motto-Vorschläge zur Abstimmung. Der Slogan "ich, du, er, sie - alle csd", mit 46,5% der Favorit der queer.de-User, fand keine Unterstützung des Münchner Szenestammtischs, weil sich das Schwerpunktthema "Lesbische Sichtbarkeit und solidarisches Miteinander" darin nicht ausdrücke. Kritiker wunderten sich, warum die CSD-Organisatoren dieses Motto dann überhaupt in die engere Auswahl nahmen und zur Abstimmung stellten.
Christina ist doch nicht da
Nach der Motto-Schlacht darf gefeiert werden: Die Münchner CSD-Parade findet in diesem Jahr am 9. Juli statt (Bild: jerome_Munich / flickr / by 2.0)
Das ironische Motto "Christina ist auch da!", für das 44,1% der queer.de-User votierten, wurde deutlicher befürwortet, weil der Vorschlag die ursprüngliche Intention der Namensänderung wieder aufnehme. Die Mehrheit bezweifelte aber, ob dieses Motto ohne Kenntnis der bisherigen Debatten verständlich wäre. "Stattdessen wurden erneut hitzige Diskussionen und ein Missbrauch in den Medien befürchtet", heißt es in der Presseerklärung des CSD München.
Der vierte Motto-Idee "Lesben ans Licht! - Selbstverständlich - Selbstbewusst", für das 6,0% der queer.de-User stimmten, wurde wegen ihrer sprachlichen Klarheit in die engere Wahl genommen, weckte bei Teilnehmern jedoch negativ-defizitäre Assoziationen, als wären Lesben nur im Dunkel versteckt. Damit würde die bisherige Präsenz und Mitarbeit von Lesben in der Szene und beim CSD abgewertet.
Basisdemokratie mit klarer Vorgabe
Ob Jungs oder Mädels - selbstbewusst waren die Münchner schon immer (Bild: jerome_Munich / flickr / by 2.0)
Ursprünglich sollte das Motto des Münchner CSDs "Gemeinsam für alle" lauten und das Event einmalig in "Christina Street Day" umbenannt werden. Das führte jedoch zu scharfer Kritik aus der Szene (queer.de berichtete). Daraufhin zogen die Organisatoren am 11. März die Umbenennung und das Motto zurück und baten die Szene um neue Vorschläge. Innerhalb von zwei Wochen gingen 54 Motto-Ideen von 33 verschiedenen Einsendern ein. Die Veranstalter - das schwule Zentrum Sub, die Lesbenberatung LeTRa, die Münchner Aids-Hilfe sowie die schwul-lesbische Wählervereinigung Rosa Liste - haben daraus schließlich die vier oben genannten Mottovorschläge ausgewählt.
Der Münchner Szenestammtisch, der nun die letzte Entscheidung hatte, ist das Vernetzungs-, Koordinierungs- und Entscheidungsgremium der Münchner LGBT-Community, das sich pro Quartal einmal trifft. Es setzt sich aus Delegierten von über hundert Vereinen, Projekten und Gruppen der bayrischen Landeshauptstadt zusammen.