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  • 29. Juli 2004 22 3 Min.

Die so genannte Ex-Gay-Bewegung, die die "Heilung" von Homosexualität verspricht, bläst zum Angriff in den USA.

Von Dennis Klein

Randys Geschichte ist herzzerreißend: Schon früh verließ sein Vater die Mutter und so wuchs er "ohne den körperlichen Kontakt auf, den nur ein Vater geben kann". So erfuhr der arme Junge nie "die Bestätigung, ein richtiger Mann zu sein." Dann kam es, wie es kommen musste: Ein älterer Kollege zeigte plötzlich Interesse am kleinen Randy, "er konnte mich formen, wie er wollte." Und das tat er auch: "Die gelegentliche Berührung hat schnell zu Sex geführt und als ich 19 war, wurde ich von mindestens drei anderen älteren Männern sexuell missbraucht." Aber er konnte nichts machen, denn er war selbst ein "Gay". Bis ihm die Wohltätigkeitsorganisation Exodus half: Sie machte ihn zum "Ex-Gay", einem geheilten Schwulen, und endlich konnte er die Welt und die Liebe Gottes wieder genießen. Und wenn er nicht gestorben ist…

Exodus war diese Geschichte soviel wert, dass die Organisation sie jetzt auf einer ganzseitigen Anzeige in der "Los Angeles Times" veröffentlichte. Bei der Zeitung (Auflage: über eine Million) haben sich über 200 Leser über diese "Hassanzeige" beschwert. Die "L.A. Times" steht jedoch weiter hinter der Annahme dieser Werbung. "Gruppen müssen unsere Werbestandards einhalten und ihre Aussage auf legale und verantwortungsvolle Weise kommunizieren", so die Zeitung lapidar. Exodus habe diese Vorgaben eingehalten.

- Werbung -

Konservative Grundstimmung in den USA

Exodus will derlei Werbeaktionen jetzt verstärken, da seit der Wahl George W. Bushs zum Präsidenten konservative Strömungen in Amerika an Gewicht gewonnen haben. Dutzende von Gruppen drängen sich inzwischen auf der Markt der Schwulenheiler, Exodus ist die größte und bekannteste. Sie wurde bereits 1976 von in der Kirche aktiven "Betroffenen" gegründet. Heute gehören nach Angaben der Organisation über 100 Gruppen in den USA und Kanada zu Exodus.

Die Argumentation ist stets die Gleiche: Homosexualität ist nicht angeboren, sondern das Ergebnis der Umwelt verursacht durch eine Abwesenheit oder Schwäche der Vaterfigur. Da Homosexualität von fast allen Kirchen als Sünde angesehen wird, war es für die Organisation leicht, junge Christen zu rekrutieren und ihnen ein Zuhause geben. Statt schwulem Schweinkram seien "warmherzige Umarmungen zwischen heterosexuellen Männern" an der Tagesordnung, so die Exodus-Webseite. Dadurch könnte endlich ein "normales Verhältnis zwischen Männern" erreicht werden.

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Ex-Gays in Deutschland

Die Ex-Gay-Welle ist auch nach Deutschland herübergeschwappt. Der damals 36-jährige Günter Baum gründete bereits 1994 die "Selbsthilfeinitiative Wüstenstrom". Er war zuvor mit dem Anführer der amerikanischen Gruppe "Desert Stream" zusammengetroffen, einer besonders fundamentalistischen Variante der Ex-Gay-Bewegung. In einem fünftägigen Crashkurs bildete er fortan Seelsorger aus, die "Wege aus der Homosexualität" aufzeigen sollten. Heute erinnert er sich: "Das machte mir auch Bauchschmerzen, weil ich merkte, da ist keinerlei Hintergrund in Form von psychologischem Grundwissen da." Für eine Beratungsstunde soll die Organisation aus dem schwäbischen Tamm "Spenden" in Höhe von 30 bis 90 Euro verlangen, so Insider.

Baum hat alle Beratung nicht geholfen: Er fühlte sich zwar als "Mister-Ex-Gay-Germany", seine sexuelle Orientierung änderte sich jedoch nicht. Als es dann nach zwei Jahren zu einem "sexuellen Ausrutscher" kam, wurde er aus der Initiative ausgeschlossen – und landete direkt in der Psychotherapie. Damit war er jedoch in guter Gesellschaft: So hat Exodus-Mitbegründer Michael Bussee 1979 die Gruppe verlassen und ist mit Exodus-Koordinator Gary Cooper "durchgebrannt" – die beiden Rebellen heirateten später.

Im Jahr 2000 wurde dann der Vorsitzender der Organisation, John Paulk, in einer Schwulenbar in Washington D.C. gesichtet. Besonders heikel: Er war so etwas wie der Exodus-"Posterboy" und mit einer nicht minder prominenten "Ex-Lesbe" verheiratet. In der Bar sei er jedoch "nur mal pinkeln" gegangen und habe nicht gewusst, dass dort auch Homosexuelle verkehrten, sagte er tags darauf verdutzt der Presse. Später gab er zu, dass er Männer treffen wollte – 13 Jahre nach seiner "Heilung".

29. Juli 2004, 17:14 Uhr

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#1 rogerAnonym
  • 29.07.2004, 18:18h
  • vielleicht sollte ich auch eine organisation gründen......
    denn ich bin der meinung, das heterosexualität geheilt werden kann!!!!

    welchen schwachsinn lassen sich die amis denn demnächst einfallen einfallen????
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#2 OlafAnonym
  • 30.07.2004, 03:22h
  • Es gibt christliche Schwule! Vielleicht nicht in Amerika, aber hier!!!!!!
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#3 meronAnonym
  • 30.07.2004, 12:05h
  • dazu ist nur eines zusagen
    <<<.....wenn auch die Seele im Elend versinkt,hauptsache das Gold in die Kasse springt<<<
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