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- 23. April 2011 3 Min.

Sangeskünste aus unterschiedlichen Kulturen harmonieren (Bild: VVG)
Beim Sommerblut-Kulturfestival in Köln bringt bundesweit erstmals einen türkischen und einen schwulen Chor zusammen auf die Bühne.
Von Christian Scheuß
Es ist Mitte April, der Frühsommer kündigt sich an. Die Gäste der Cafés bevölkern bereits die Straße, im Bürgerzentrum Nippes werden die Fenster weit aufgerissen. Und dann redet Lale Akgün ausgerechnet von der Adventszeit und Weihnachtsplätzchen. Die Kölner Politikerin steht im Probenraum, in dem zwei Chöre für ein außergewöhnliches Projekt üben. Und die Presse durfte schon einmal naschen. So wie bei den Zimtsternen, die man ja auch schon vor dem 24. Dezember anknabbert. Das Projekt nennt sich "Ein Halbmond und ein Regenbogen", und getragen wird es vom "Kölner Chor für klassisch türkische Musik" sowie vom "1. Schwulen Männerchor Triviatas".
Lale Akgün ist "schuld". Als sie 2010 in den Vorstand des Sommerblut-Kulturfestivals gewählt wurde, proklamierte sie bereits, eine der Stärken des Events im Mai besonders zu betonen: Sommerblut bringt Menschen über die Kunst und Kultur zusammen, die sich sonst wenig kennen oder sich gar aus dem Weg gehen. Die in Istanbul geborene Politikerin und Buchautorin hat sich in den vergangenen Jahren sehr intensiv mit den Themen Migration und Integration beschäftigt. Von daher weiß sie auch, dass ein Coming-out in konservativen türkischen Familien nach wie vor alles andere als ein Zuckerschlecken ist, und dass es andererseits mitunter Berührungsängste und Vorurteile zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und Schwulen gibt. "Ein Halbmond und ein Regenbogen" soll diese Gräben ein wenig zuschütten.
Brücken bauen zwischen Schwulen und Türken mit Gesang
Seit Dezember gehen die rund 30 Männer und Frauen mit ihren Stimmen und klassischen osmanischen Musikinstrumenten an diese symbolträchtige Aufgabe, die sogar vom Generalkonsul der Republik Türkei in Köln, Mustafa Kemal Basa als Schirmherr unterstützt wird. Gülcin Gündug und Stefan Seizer haben als Chorleiter die Gruppe fest im Griff. Das hier homo- und heterosexuelle Menschen miteinander Singen, so spürt man es bei der Chorprobe, spielt gar keine große Rolle. Im Mittelpunkt stehen viel eher die musikalischen Herausforderungen. Die Triviatas haben bereits 30 Jahre Erfahrung auf dem Buckel, der türkische Chor existiert erst seit einem Jahr. Und für die schwulen Männer sind die orientalischen Melodien und der türkische Text absolutes Neuland. "Wir wissen aber, worüber wir singen, wir haben uns die Texte übersetzen lassen", grinst Stefan Seizer. Trotz aller professionellen Konzentration auf die Musik, sind sich dennoch alle bewusst, dass hier etwas Außergewöhnliches geschieht. Chormitglied Ahmet Akgün berichtet davon, dass es eine Anfrage gab, dass Bild des Chores auf den Titel des schwulen Kölner Magazins RiK zu setzen. "Da gab es Bedenken", gesteht er offen ein. Integration braucht halt seine Zeit.
Einen ersten Vorgeschmack auf das Premierenkonzert von "Ein Halbmond und ein Regenbogen" gibt es zur Eröffnung des Sommerblut-Festivals am 7. Mai in der Hochschule für Musik und Kunst. Dann werden sie auch ihr eigens kreiertes Lied präsentieren, dass auf - typisch rheinische Weise - die Botschaft transportiert: "Köln wird durch die Kölner reich."
Sonntag, 29. Mai, 20:00 Uhr, COMEDIA Theater, Vondelstraße 4-8, VVK + AK 17 (erm. 13) €
Links zum Thema:
» www.sommerblut.de
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