Verwirrung in der Moskauer Szene: Wird die Stadt die geplante Parade am 28. Mai erlauben?
Die Stadtverwaltung dementiert, bereits eine Erlaubnis für den CSD erteilt zu haben, während die Kirche bereits gegen die Parade als Werbung für "sexuelle Perversion" mobil macht.
Erst vor wenigen Tagen erklärten die CSD-Organisatoren in Moskau, per Post eine Genehmigung für eine Parade am 28. Mai im Stadtzentrum erhalten zu haben (queer.de berichtete). Das Moskauer Kulturamt hat die Versendung des Briefes bereits gegenüber LifeNews.ru bestätigt. Die vergangenen fünf Jahre hatte Moskau den CSD stets verboten.
Die stellvertretende Bürgermeisterin Ludmila Schwetsowa hat am Dienstag dementiert, dass die Stadtverwaltung eine Genehmigung erteilt habe: "Ich habe hier noch keine Zusage gegeben", erklärte sie gegenüber Interfax. "Wir werden den Antrag prüfen und die Antragssteller werden zeitnah eine Antwort erhalten." Ein Sprecher der Moskauer Staatsschutzabteilung hat gegenüber Interfax anonym erklärt, dass "bislang keine Genehmigung ausgesprochen wurde und das wohl auch nicht geschehen wird."
"Willkommen in der russischen Politik", reagierte CSD-Organisator Nikolai Aleksejew auf die Infragestellung der Genehmigung. "Ich wäre nicht überrascht, wenn die Stadt mit diesem Trick die öffentliche Meinung testen und erst später entscheiden will." Es sei gut, dass es bislang keine "gewalttätigen Reaktionen" auf Medienberichte von der CSD-Genehmigung gegeben habe. "Niemand hat in den Straßen protestiert und Moskau brennt heute auch nicht. Wir können sehen, dass sich kaum jemand darum schert."
Kirche: Volk ist gegen "homosexuelle Propaganda"
Für Kirchensprecher Vsevolod Chaplin sind alle Schwulen und Lesben pervers.
Die schärfste Kritik an der CSD-Genehmigung kommt von der Mehrheitskirche. Erzpriester Vsevolod Chaplin erklärte, die russisch-orthodoxe Kirche werden sich für ein Verbot der Parade einsetzen, da sie "von Vertretern der sexuellen Perversion" veranstaltet werden. "Alle politischen Entscheidungen müssen berücksichtigen, dass die moralischen Standards unseres Volkes die homosexuelle Propaganda zurückweisen", so Chaplin. "Wenn internationales Recht dafür geändert werden muss, dann ist das eben so."
Chaplin spielt damit auf eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte an, der vor wenigen Monaten entschieden hatte, dass ein generelles CSD-Verbot gegen das Recht auf Versammlungsfreiheit verstößt (queer.de berichtete). Als Unterzeichner der Europäischen Menschenrechtskonvention muss sich Russland an die Entscheidungen des Straßburger Gerichts halten. (dk)