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  • 06. Mai 2011 37 2 Min.

Demonstranten beim CSD in Rio de Janeiro (Bild: Talita Oliveira / flickr / by 2.0)

Das oberste Bundesgericht in Brasilien hat am Donnerstag entschieden, dass Homo-Paare gleich behandelt werden müssen wie Heteros - nun müssen eingetragene Partnerschaften eingeführt werden.

Mit zehn gegen null Stimmen bei einer Enthaltung erklärten die Richter des Supremo Tribunal Federal im bevölkerungsreichsten katholischen Land der Welt, dass die Nichtanerkennung von gleich­geschlechtlichen Partnerschaften gegen den Gleichheitsgrundsatz in der Verfassung verstößt. Homo-Paare müssen damit in praktisch allen Belangen - im Steuerrecht, im Rentenrecht und möglicherweise auch im Adoptionsrecht - mit Heterosexuellen gleichgestellt werden.

Die Richter erklärten in Brasilia, dass die Verfassung eine "Familieneinheit" zwar als "stabile Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau" definiere. Allerdings schließe diese Definition nicht andere Familienmodelle aus. Aus diesem Grund dürfen Menschen nicht wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Die Freiheit, "seiner eigenen Sexualität nachzugehen", werde von der Verfassung garantiert, erklärte Richter Carlos Ayres Britto in der Urteilsbegründung.

Ende der "historisch gewachsenen Diskriminierung"


Das Supremo Tribunal Federal in der Retortenhauptstadt Brasilia (Bild: Wiki Commons / Xenia Antunes / CC-BY-2.0)

Der Rechtswissenschaftler Luis Roberto Barroso von der staatlichen Universität von Rio de Janeiro erklärte gegenüber Reuters, mit diesem Urteil wolle das Gericht "historisch gewachsene Diskriminierung" beenden: "Die Auswirkungen einer homo­sexuellen Beziehung sind die gleichen wie die einer heterosexuellen. Diese Beziehung nicht anzuerkennen, hieße zu sagen, dass Schwule und Lesben weniger Wert besitzen und daher erniedrigt werden dürfen." Brasilianische Homo-Gruppen beklagen schon seit Jahren, dass es viele Hassmorde gegen Schwule und Lesben wegen ihrer sexuellen Orientierung im Land gebe. So zählte die Grupo Gay de Bahia im vergangenen Jahr allein 260 Tötungen aufgrund der Sexualität - mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor.

Das Gericht ordnete keine Öffnung der Ehe an, sondern sieht die Gleich­behandlung auch mit eingetragenen Partnerschaften als sichergestellt an. Allerdings gab es in den letzten Monaten Bestrebungen im Parlament, die Ehe zu öffnen (queer.de berichtete).

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Katholische Kirche wollte Gleichbehandlung verhindern

Größter Gegner der Anerkennung von Schwulen und Lesben ist in Brasilien die katholische Kirche, der 140 Millionen der 190 Millionen Einwohner angehören. So nannte Erzbischof Anuar Battisti die Gleichbehandlung von gleichgeschlechtlichen Paaren einen "Frontalangriff auf die Familie". Zur Mordserie an Schwulen und Lesben äußerte sich die Kirche dagegen nicht. Im vergangenen Jahr behauptete Dadeus Grings, der Erzbischof von Porto Alegre, die Anerkennung von Homosexualität führe zu mehr Kindesmisshandlungen (queer.de berichtete).

In Südamerika hat bislang nur das Nachbarland Argentinien die Ehe für Schwule und Lesben geöffnet (queer.de berichtete). Zudem gibt es in Uruguay seit 2007 eingetragene Partnerschaften (queer.de berichtete), sowie in mehreren Ländern Anerkennung auf regionaler Ebene. (dk)

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#1 EnyyoAnonym
  • 06.05.2011, 12:07h
  • Respekt und Glückwunsch!

    Warum schaffen das gerade so "katholische" Länder, während wir hier in D von so was noch eine Weile träumen können?

    War da nicht was mit Trennung von Staat und Kirche? Warum hat diese dann hier noch so viel Einfluss bzw. was gibt unseren "Volksvertretern" das Recht, uns als Menschen zweiter (oder gar dritter) Klasse zu behandeln?
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#2 *empterAnonym
#3 tom21
  • 06.05.2011, 12:26h
  • Antwort auf #1 von Enyyo
  • Deutschland, ein Land der Dichter und Denker und angeblich so fortschrittlich. Was die Technik angeht, mag es stimmen, doch unsere Gesellschaft und Politik kann durchaus in manchen Belangen von anderen Ländern noch dazu lernen.

    Bislang gibt es die Trennung von Staat und Kirche nur in der Theorie.
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