München eifert Berlin nach (Bild: Wiki Commons / David Kostner / CC-BY-SA-2.0-DE)
Der Münchener Stadtrat will am Donnerstag die Errichtung eines Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Homosexuellen beschließen.
Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, soll das Mahnmal direkt in der Innenstadt an der Kreuzung von Oberanger- und Dultstraße gebaut werden. Die Stadt will dafür 85.000 Euro zur Verfügung stellen. Noch dieses Jahr soll eine Jury in einem Kunstwettbewerb entscheiden, welche Form das Denkmal annehmen wird. Ihr sollen Stadträte, Künstler und Kuratoren angehören. Im Frühling des kommenden Jahres könnte das Denkmal dann gebaut werden. Es soll zeitgleich zum Umbau eines Teils der Sendlinger Straße zu einer Fußgängerzone entstehen.
Neben Rot-Grün und der Rosa Liste von Thomas Niederbühl will auch die CSU dem Antrag zustimmen. Zwar gab es in der zweitstärksten Münchener Partei auch Gegenstimmen. So erklärte CSU-Kultursprecher Richard Quaas: "Bislang war es Konsens, keine Differenzierung der Opfergruppen bei Denkmälern oder Gedenkstätten vorzunehmen." Er argumentierte, dass für andere Opfergruppen kein Einzeldenkmal kein Denkmal errichtet worden sei. Dennoch werde die CSU dem Projekt nicht im Weg stehen.
Bereits seit 2008 hatte Thomas Niederbühl, der als Chef der Rosa Liste und Mitorganisator des CSDs in der Münchener Community etabliert ist, ein Denkmal für die schwulen und lesbischen Opfer des Nationalsozialismus gefordert. Bei der Umsetzung soll nun aber ein Streit zwischen schwulen Gruppen und Frauenorganisationen vermieden werden. In der Bundeshauptstadt hatte etwa Feministin Alice Schwarzer das Berliner Mahnmal kritisiert, weil dort in einem Kurzfilm nur ein schwuler Kuss gezeigt wird, aber kein lesbischer (queer.de berichtete). Niederbühl erklärte gemeinsam mit der grünen Fraktionschefin Lydia Dietrich, dass die Verfolgung von Schwulen im Zentrum des Münchener Mahnmals stehen werden, Lesben würden jedoch nicht ausgeklammert werden.
In München fanden erste Einweisungen in das KZ Dachau schon 1933 statt, eine organisierte Homosexuellenverfolgung ist dort seit 1934 dokumentiert. So kündigte das Landesinnenministerium am 20. Oktober 1934 eine bayerweite Razzia gegen Schwule an, unter anderem in dem noch bestehenden Schwulenlokal "Schwarzfischer" in der Dultstraße. Dort soll das Mahnmal nun errichtet werden. Lesben wurden zwar nicht aufgrund des Paragrafen 175 verfolgt, allerdings wurden auch homosexuelle Frauen etwa wegen "Landstreicherei" angeklagt und verurteilt. (dk)