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  • 01. Juni 2011 22 4 Min.

Big Brother is touching (and watching) you... (Bild: Montage: Queer)

Die heimliche Aufzeichnung von Bewegungsprofilen auf dem iPhone: Wie riskant ist das? Und wie sieht es mit den Standortdaten bei PinkMap und Co. aus?

Von Christian Scheuß

Es muss das Herz vieler Kontrollfreaks und besonders eifersüchtiger Homo­sexueller höher geschlagen haben, als der Datenskandal publik wurde. Gab ihnen doch ausgerechnet Apple eine neue Möglichkeit an die Hand, dem Liebsten mal heimlich hinterher zu schnüffeln. Die bei Schwulen so beliebten Gadgets iPhone und iPad zeichnen still und leise jede Menge Ortsdaten auf, und speichern sie - relativ leicht zugänglich - auf dem Gerät, beziehungsweise auf dem Rechner, auf dem die Software iTunes das Backup der Tablet- und Smartphonedaten ablegt.

Zunächst wurde befürchtet, Apple sammelt die Daten ein, um damit individuelle Bewegungsprofile ihrer User in die Hände zu bekommen. Dass sich die ganz schlimmen Big Brother-Fantasien nicht bewahrheitet haben, wissen wir inzwischen. Außerdem gibt es bereits ein Update des Betriebssystems, dass die Datensammlung auf nur eine Woche Rückblick beschränkt. Die Computerzeitschrift c't hat es im Mai anschaulich erklärt: Tatsächlich werden die Standortdaten übertragen, zusammen mit Daten über Mobilfunkmasten und WLan-Zellen, in denen man eingeloggt ist. Das ist kein Geheimnis, das ist so in den Nutzungsbedingungen, die man als Nutzer bestätigen muss, so erklärt. Allerdings werden diese Daten laut Apple nur in anonymisierter Form verwendet, um zum Beispiel Dienste für Staumelder auf der Autobahn oder lokalisierte Werbebanner anbieten zu können. Es gäbe keine Möglichkeit - auch nicht für Dritte - mit diesen Daten Rückschlüsse auf den individuellen Nutzer zu ziehen.

"Wo warst du gestern?" - "Daheim!" - "Lügner!"


Schwule Rasterfahndung nach scharfen Typen - bewusst unscharfe Lokalisierung (Bild: Grindr)

Es bleibt der mögliche missbräuchliche Zugriff auf die Daten im privaten Rahmen. Eine wesentlich konkretere Gefahr. Denn seit Bekanntwerden der Existenz der unverschlüsselten Datenbank auf den Geräten und in den Backups gibt es auch Tools, mit dem man sie auslesen kann. Eine Landkarte zeigt die einzelnen Punkte an, mit Datum und Uhrzeit. Wer selbst nicht mehr weiß, wann er wo gewesen ist, das iPhone verrät es ihm - und dem eifersüchtigen Lover oder dem neugierigen Chef - in verblüffender Genauigkeit.

Nicht nur Apple und Google nutzen Lokalisierungen für ihre User. Auch diverse Datingportale wie gayroyal, Pink Maps oder Grindr erkennen, wo man sich gerade aufhält und zeigen entsprechend an, welche User in der Nachbarschaft ebenfalls gerade online sind. Praktisch, aber was ist mit diesen Daten?

Johannes Tyra, Geschäftsführer der Essener Firma Locamap, die Pink Map betreibt, kann beruhigen: "Wir sammeln keine solchen Bewegungsprofile. Auf den Servern befindet sich nur der jeweils letzte Aufenthaltsort des Users. Der muss beim Start der App zudem aktiv bestätigen, dass der neue Standort übermittelt werden soll. Der alte Eintrag wird dadurch gelöscht." Ein Vorgehen, das bei den anderen Portalen ebenso üblich ist. Das bestätigt auch Jörg von gayroyal: "Weder auf der normalen Website noch beim mobilen Dating auf dem Smartphone findet bei uns ein Tracking statt", erklärt er. Beim Einloggen werde der alte durch den neuen Standort ersetzt. "Zudem haben wir bei der Entfernungsangabe ganz bewusst eine variable Unschärfe eingebaut, die täglich wechselt."

Bis auf fünf Meter genaue Angaben

Theoretisch wären nämlich die modernen Handys in der Lage durch die von den GPS-Satelliten und die Mobilfunkmasten erhaltenen Signale eine Position bis auf fünf Meter genau zu errechnen. Das könnte theoretisch die Effizienz beim cruisen erhöhen. Kein langes Umherirren mehr auf stockdusteren Pfaden, keine Unklarheiten mehr darüber, wen man da eigentlich anfasst. Das Objekt der Begierde wäre schnurstracks erreicht.

"Tatsächlich hat es einige Anfragen von Nutzern gegeben, die sich eine exaktere Standort-Angabe wünschen", verrät Jörg. Doch die Nutzer würden damit die Kontrolle über ihre Privatsphäre komplett aufgeben. Jeder Nachbar wüsste, mit wem er zu tun hat, jeder Schwulenklatscher könnte per Handy die Verfolgung aufnehmen.

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#1 PierreAnonym
  • 01.06.2011, 17:59h
  • Ob ich meinen 'Schatz' dann zu Hause mit den Worteb empfangen würde "Schatz, ich weiß, wann und wo du cruisen warst"... wage ich einmal zu bezweifeln.
    Ich würde höchstens sagen:" Du schamloser Betrüger, bist du wieder fremd gegangen...
    Ich hasse dich".
    Aber... so bin ich nun mal...
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#2 Iceman
  • 01.06.2011, 19:44h
  • Ein weiterer Grund, kein iPhone zu kaufen!
    Der andere wäre, weil man nicht Mainstream sein möchte..
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#3 nachdenkenProfil
  • 01.06.2011, 19:51hBerlin
  • Man muss das ganze Zeug doch nicht nutzen. Außerdem ist die ganze Diskussion doch scheinheilig und nicht nur diese. Auf der einen Seite wird über Datenschutz etc. diskutiert und auf der anderen Seite gibt es regelrechte Offenbarungseide im Netz. Falls es auch noch ein Schnäppchen gibt, da ist man noch schneller. Muss ich überall mit einem Smartphone irgendwelche Daten austauschen oder sonst was machen. Und was Produkte aus dem Hause Apple angeht, diesem Guru Steve Jobs wird doch alles abgekauft.
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