Die Studie ist als PDF erhältlich
Es scheint, kein anderes Thema rund um Homosexualität scheint derzeit Öffentlichkeit und Medien mehr zu interessieren als Fußball. Nun hat die Friedrich-Ebert-Stiftung eine neue Studie zum Thema vorgelegt.
Die Arbeit von Nina Degele und Caroline Janz ist vor allem ein aktuelles Stimmungsbild mit Zitaten aus Diskussionsrunden, ein lesbisches Fußballteam und zwei schwule Bundesligafanclubs inklusive. Insgesamt haben rund 120 Personen an den Befragungen teilgenommen. Das Thema Homosexualität (die Studie beschäftigt sich auch mit Rassismus und Sexismus) wurde von den Teilnehmern am ehesten mit "Samtschuhen" angefasst, berichten die Autoren.
Hetero-Fußballer, das wird schnell klar, fürchten sich noch immer vor Schwulen unter der Dusche - obwohl man heutzutage keine runterfallende Seife mehr benutze sondern Duschgel. Auch sei "schwul" ein oft gehörtes Schimpfwort, das von seiner eigentlichen Bedeutung losgelöst genutzt werde oder auch Verlegenheit überdecke: "Mit dem Lachen geht die Gruppe über ihre Unsicherheit bei der Thematisierung des Tabuthemas Homosexualität hinweg, es soll die Spannung lösen", schreiben die Autorinnen.
Dabei finden Degele und Janz auch interessante Randaspekte: "Eine weitere Strategie des Ausweichens vor dem Tabuthema Homosexualität ist die Kritik von Inszenierungen auf dem Fußballplatz - wie etwa der körperbetonte Torjubel, der vor allem einer Kommerzialisierung geschuldet sei". Man hätte hier mehr Infos gewünscht, wie heterosexuelle Stars wie David Beckham oder Christiano Ronaldo die Ansichten beeinflussen.
Bierhoff ist nicht hilfreich
Die Autorinnen, die sich unter anderem auch dem Themenkomplex Sexismus widmen und Parallelen zur Homophobie finden, nehmen auch Antidiskriminierungsregelungen der Clubs unter die Lupe - die wenigsten verbieten Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung. Und sie entwickeln Lösungsansätze. So müsse der Begriff "schwul" wieder eine "Umdeutung" erfahren; der DFB müsse darauf achten, dass richtige Ansätze nicht durch die Äußerungen einzelner Personen (etwa Oliver Bierhoff) zerstört würden.
Die Untersuchung "Hetero, weiß und männlich? Fußball ist viel mehr" ist als PDF erhältlich. (nb)
Mit dem Thema "Homosexualität und Fußball" beschäftigt sich am Donnerstag auch die ZDF-Sendung "Volle Kanne" ab 9 Uhr.