
Seit die Spielekonsolenhersteller die Kontroller unter das Volk bringen, verrenkt sich selbiges in abenteuerlicher Weise vor den Flachbildschirmen, hüpft und springt dabei wie verrückt durch die Mietwohnung, dass es dem Nachbarn darunter eine wahre Freude ist. Man tanzt mit Michael Jackson oder surft als Comicfigur durch bunte Comicwelten. Dabei ist man - im Gegensatz zu den Egoshootern - in der Regel nicht allein. Denn es handelt sich um Partyspiele. Die Wii-Konsole bietet besonders viele dieser Partyspiele, bei der man sich freiwillig und gemeinsam zum Affen machen kann. Mit dem jüngst erschienenen Paket kann man sich miteinander sogar zum prüde-verklemmten Affen machen.
"We Dare", wir wagen es, heißt das von Ubisoft entwickelte Game, in Deutschland wird es unter dem Gruselnamen "Flirt-Gewitter" (Amazon-Affiliate-Link ) vermarktet. Was man sich darunter vorzustellen hat, das beschreibt die Software-Schmiede so: "Der PlayStation®Move-Motion-Controller und die Wii™-Mote kommen auf eine unvorstellbar lustige und neue Weise zum Einsatz. Während man sich zum Beat seines Lieblings-Songs bewegt, egal ob alt oder neu, wird der Controller einfach in die Hosentasche gesteckt. Vorgegebene Aktionen animieren dann zum gewagten Hüftschwung. Oder der Spieler presst den Controller an sich und vollführt einen gewagten Balance-Akt, allein oder kooperativ mit einem Mitspieler."
"Hollala, wie gewagt!" möchte man da glatt rufen und ein verschmitztes Augengezwinker hinterherschicken. Zur unvorstellbar muffigen Beschreibung gesellen sich noch diverse kurze Werbespots, in denen es zwei junge Heteropaare beim Flirt-Gewitter so richtig krachen lassen möchten. Sie knabbern gemeinsam am Kontroller (ist im Spiel ein Apfel - oh la la). Sie verhauen sich gegenseitig den Popo (damit die Figuren durch Ringe fliegen - huiuiuiuih). Selbstverständlich darf sie auch mit ihr knabbern und klatschen, was alle lustig finden. Wenn er aber versucht, mit ihm zu knabbern, finden es beide doof. Ist irgendwie zu schwul. Dann aber dürfen die Männer vor den Girls noch ein bisschen tanzen und strippen (ganz steif und ungelenk), bevor die Kamera abblendet.
Nun gut, man kann nicht erwarten, dass gezeigt wird, wie sich diese Menschen den Kontroller in irgendwelche Körperöffnungen stopfen, damit der zur Belohnung vibriert. Aber wenn man ein erotisches Partyspiel anpreisen möchte, sollte es wenigstens ansatzweise knistern, und nicht so steril wie in einer deutschen Waschmittelwerbung zugehen. Und vor allem sollte es sich ein klitzekleines bisschen offener für die sexuelle Vielfalt im Jahr 2011 zeigen.

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Ist doch mal wieder typisch. Aber so sind sie, die Heteros. Sie sehen sich nun mal als absolute Mehrheit bei denen queere Menschen keine große Ansprüche zu haben haben. Und da sich, zumindest heterosexuelle, Frauen ja heute kaum noch gegen den instrumentalisierenden Sexismus wehren und für Männer Schwules ja so unmännlich ist, gibt's halt keine Gleichberchtigung.