Tim Pawlenty (hier ohne Glitter)
Beim Thema Homo-Rechte sind sich alle aussichtsreichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten einig. Dagegen protestierten Homo-Aktivisten zum zweiten Mal mit einem Glitteranschlag.
Von Dennis Klein
Glitter scheint die neue Waffe von Homo-Aktivisten in den USA zu werden: Bereits zum zweiten Mal wurde ein republikanischer Präsidentschaftskandidat mit dem bunten Edel-Konfetti beworfen - nach Newt Gingrich traf es Tim Pawlenty, den ehemaligen Gouverneur von Minnesota. Eine Aktivistin schüttete Glitter bei einer Wahlkampfveranstaltung in San Francisco über den Kandidaten und sagte dabei: "Wo ist ihr Mut, sich für Homo-Rechte und die Rechte von Frauen einzusetzen, Tim Pawlenty? Willkommen in San Francisco, der Heimatstadt des schwulen Helden Harvey Milk!". Im Mai hatte ein schwuler Aktivist bereits Newt Gingrich eingelittert und ihn dabei aufgefordert, "den Regenbogen zu fühlen" (queer.de berichtete).
Alle republikanischen Kandidaten, die eine Chance auf die Nominierung haben, sprechen sich dieses Mal klar gegen Homo-Rechte aus. Sie kritisieren etwa wie mit einer Stimme, dass Präsident Barack Obama das Homo-Verbot im Militär aufgehoben hat (queer.de berichtete). Besonders Pawlenty hat sich als Gouverneur auf Kosten von Schwulen und Lesben profiliert: So legte er in Minnesota sein Veto gegen alle Gesetze ein, die gleichgeschlechtlichen Paaren das Leben ein wenig einfacher machen könnten - etwa gegen ein Gesetz, dass Schwulen oder Lesben beim Tod ihres Partners ein Mitspracherecht bei der Beerdigung zubilligen. Pawlentys Begründung: Er könne keinem Gesetz zustimmen, das Schwulen und Lesben ähnliche Rechte zubilligt wie heterosexuellen Familien.
Youtube | Die Glitterattacke auf Pawlenty
Mit Gott und rassistischen Gesetzen gegen Homo-Rechte
Die Tea-Party-Politikerin Michele Bachmann gehört zu den konservativsten Politikerinnen im US-Kongress
Pawlenty gilt allen Umfragen zufolge derzeit nicht als Favorit unter den Republikanern; er liegt je nach Umfrage auf Platz vier oder fünf. Das kann sich allerdings in den nächsten Monaten noch ändern, da besonders im Vorwahlkampf die Wähler extrem launisch sind. Als Favorit gilt in diesem Augenblick Mitt Romney, der frühere Gouverneur von Massachusetts. Er war 2004 im Amt, als der oberste Gerichtshof im Bundesstaat die Ehe für Lesben und Schwule öffnete. Romney kämpfte damals mit allen Mitteln gegen die Gleichstellung im Eherecht, etwa mit einem längst vergessenen Gesetz, das ursprünglich interrassische Hochzeiten verhindern sollte (queer.de berichtete). Des weiteren gelten die US-Kongressabgeordnete Michele Bachmann und die frühere Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin als Favoritinnen für die Nominierung. Bachmann hatte erst vor kurzem erklärt, dass Gott sie persönlich beauftragt haben, gegen Homo-Rechte vorzugehen (queer.de berichtete).
Trotzdem ist das Thema schwul-lesbische Rechte im Vorwahlkampf dieses Jahr bislang nicht so wichtig, wie es etwa bei der Wiederwahl von George W. Bush im Jahr 2006 gewesen ist. Damals biederte sich der Kriegspräsident bei der evangelikalen Rechten mit unrealistischen Vorschlägen an, wie dem Verbot der Homo-Ehe in der US-Verfassung. Die Diskussion um Homo-Rechte findet derzeit ohnehin eher auf Ebene der Bundesstaaten statt, in denen es mehrere Anträge auf Öffnung der Ehe, Einführung von eingetragenen Partnerschaften oder von umfassenderen Antidiskriminierungsgesetzen gibt.
Statt auf Homo-Rechte zielen die republikanischen Kandidaten eher auf das Thema Abtreibung ab, wie eine Debatte zwischen sieben Bewerbern am Montag zeigte. Abtreibung gehört zu den Lieblingsthemen der christlichen Rechten, seit der oberste Gerichtshof 1973 Frauen das Recht zusprach, über ihren Körper zu bestimmen, Evangelikale fordern seither von den Republikanern stets ein Bekenntnis zum Abtreibungsverbot - obwohl es auch hier Sache der Bundesstaaten ist, die Prozedur zu regeln.
Kandidaten prahlen mit ihren Kindern
Der schwule Kandidat Fred Karger hat keine Chancen
In der Debatte durften die Kandidaten dennoch ihre heterosexuellen Qualitäten herausstellen, indem alle ihre "familienpolitischen Erfolge" präsentierten. So schien Kandidatin Michele Bachman lange die zahlenmäßige Siegerin zu sein, als sie erklärte: "Ich bin Mutter von fünf Kindern und stolz auf meine 23 Pflegekinder". In dem kindischen Wettbewerb hatte sie dann aber keine Chance gegen Ron Paul, von Hauptberuf Arzt: Der 75-Jährige berichtete stolz, dass er eigenhändig 4.000 Kinder zur Welt gebracht habe.
Immerhin hat sich erstmals ein schwuler Kandidat bei den republikanischen Vorwahlen angemeldet. Fred Karger hat zwar nicht den Hauch einer Chance - und wurde bislang auch noch nicht zu Fernsehdebatten mit den anderen Kandidaten eingeladen. Wegen seiner bisherigen Arbeit als Wahlkampfmanager, der im Dreck wühlt, und als Tabak -Lobbyist ist er aber für nicht parteigebundene Amerikaner kaum wählbar - und die Hardcore-Republikaner würde ohnehin nie für einen Kandidaten stimmen, der offen schwul lebt und eine rechtliche Gleichstellung fordert. Zumindest muss Karger als einziger Kandidat nicht damit rechnen, eingeglittert zu werden.
Youtube | Statt wie andere Republikaner bei Fox News darf Fred Karger im linksgerichteten Nachrichtensender MSNBC auftreten - in der Meinungsshow der lesbischen Journalistin Rachel Maddow (Interview ab ca. 8:40 Minuten)