Der CSD in der ungarischen Hauptstadt verläuft friedlich - unter den wachsamen Augen von Gegendemonstranten. Die kamen auch zu den Gay Prides in Zagreb und Sofia.
Von Norbert Blech
In Ungarns Hauptstadt Budapest ist am Samstag eine CSD-Demonstration trotz zahlreicher Gegendemonstranten weitgehend friedlich verlaufen. Bis zu 500 Jugendliche und Extremisten hatten sich zum Gegenprotest versammelt, berichten ungarische Medien. Das Portal index.hu meldet, aus der Menge seien immer wieder Slogans gegen Homosexuelle und Juden zu hören gewesen.
Der Heldenplatz, wo die LGBT-Demo mit rund 1.000 Teilnehmern und drei Wagen um 16 Uhr startete, und die spätere Demostrecke waren von der Polizei komplett abgeriegelt - auch Schwule und Lesben konnten später nicht mehr zu ihrer Demo dazustoßen. Durch die Absperrung hatte der CSD auch wenig Besucher: "Irritierendes Gefühl hier. Als würde man in Köln die Parade auf dem Militäring abhalten...", schreibt die Kölner Teilnehmerin Daniela Zysk.
Gegendemonstranten lieferten sich vereinzelte Schlachten mit der Polizei, die Hunde, Pfefferspray und Tränengas einsetzte. Durch die breiten Absperrungen gelang es den Gegendemonstranten jedoch nicht, auf CSD-Teilnehmer zu stoßen. CSD-Besucher der Antifa Berlin sollen nach einem Bericht von Daniela versucht haben, die Gegendemonstranten zu provozieren. In ungarischen Medien ist die Rede davon, dass einige CSD-Teilnehmer "Nazis go home" geschrien haben.
Begonnen hatte der Tag um 16 Uhr am Heldenplatz mit einer Rede von Stuart Milk, dem Neffen von Harvey Milk, und einem Vertreter von Amnesty International. Die Parade sollte danach von dem Platz für rund zwei Stunden über die Mehrfachkreuzung Oktogon bis zum Parlament ziehen, die Route wurde jedoch von der Polizei in letzter Minute verändert, um ein Aufeinandertreffen mit Gegendemonstranten an der Kreuzung zu verhindern.
Gegen 18.30 Uhr kam die Parade am Parlament an, wo die Veranstaltung mit einer symbolischen Massenverheiratung von schwulen und lesbischen Paaren endete. Auch weitere Reden, darunter von der niederländischen Politikerin Sophie Helena in 't Veld, standen auf dem Programm. Nach einigen Parties am Abend endet der Pride am Sonntag mit einem gemeinschaftlichen Picknick.
Youtube | TV-Bericht über den CSD Budapest
Internationale Unterstützung
Aktivisten aus Deutschland am Morgen der Parade in Budapest (Bild: Daniela Zysk)
Zu der Parade waren auch zahlreiche Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Deutschland angereist, mehrere aus Köln, Frankfurt und Dresden und ein gutes Dutzend aus Berlin. 19 Botschaften von europäischen Ländern, darunter Deutschland, sowie die USA, Kanada und Australien hatten zuvor in einer gemeinsamen Stellungnahme ihre Unterstützung und ihre Solidarität mit dem Budapest Pride angekündigt.
Der Budapester CSD musste in diesem Jahr vor einem Gericht erstritten werden, nachdem die Polizei ihn zunächst aufgrund eines "erhöhten Verkehrsaufkommens" verboten hatte. In den letzten Jahren hatte es immer wieder Verbotsversuche gegeben, zudem Gewalt durch Gegendemonstranten.
Die Polizei verteilte in diesem Jahr an die Organisatoren auch zahlreiche Auflagen. Sollten Teilnehmer "die öffentliche Moral oder den Anstand stören", werde der CSD abgebrochen, warnte die Polizei. Hauptthema der Homo-Aktivisten in diesem Jahr ist das Verbot der Homo-Ehe, das im April vom Parlament in die Verfassung geschrieben wurde (queer.de berichtete).
Bislang friedlicher CSD in Zagreb und Sofia
CSD-Teilnehmer in Sofia
Ein CSD wurde am Samstag auch in Zagreb gefeiert, nach den Ausschreitungen am letzten Wochenende in Split hatte die kroatische Polizei ihre Truppenstärke deutlich aufgestockt; bis zu 1.500 Beamte sollen während der Parade im Einsatz gewesen sein. Die Polizei verhaftete während der Parade 15 Gegendemonstranten, es kam aber zu keinen Übergriffen auf die CSD-Teilnehmer. Rund 4.000 Schwule und Lesben, Bisexuelle und Transgender zogen durch die Innenstadt und nehmen nun an einer Abschlussveranstaltung teil.
Auch in Bulgariens Haupstadt Sofia zog am Nachmittag ein CSD durch die Innenstadt, auch hier unter sichtbarem Schutz durch die Polizei. Die Stadtverwaltung hatte zuvor Gegendemonstrationen von Extremisten verboten. Auch in Bulgarien hatten mehrere Botschaften, darunter die deutsche, ein politisches Grußwort veröffentlicht. Der CSD verlief letztendlich friedlich.
In Deutschland wurde in Trier, Oldenburg, Münster und Regensburg CSD gefeiert. In Köln besuchten Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender am Nachmittag das Fantasialand, in Berlin das Straßenfest rund um den Nollendorfplatz. Auch in Wien und Zürich gingen mehrere tausend Schwule und Lesben am Samstag auf die Straße.
Youtube | Erste Bilder vom CSD in Zagreb
Mist das ich den CSD Verpasst hab. War Leider nur bis Freitag in Ungarn!