https://queer.de/?14522
- 25. Juni 2011 3 Min.

Brutale Szenen in Sankt Petersburg: Ein Neonazi schlägt auf einen CSD-Teilnehmer ein (Bild: gayrussia.ru)
Die russische Polizei hat am Samstag 14 von 20 Teilnehmern einer verbotenen CSD-Demonstration in Sankt Petersburg festgenommen. Der LGBT-Aktivist Alexander Sheremetev wurde kurz zuvor von einem rechtsextremen Gegendemonstranten angegriffen und ins Gesicht geschlagen. Ein weiterer Aktivist, Alexey Kiselev, soll auf einer Polizeistation von Beamten geschlagen worden sein. Die Festgenommenen wurden über Nacht inhaftiert, sie waren auf zwei Zellen aufgeteilt und bekamen trotz enormer Hitze kein Wasser. Am Sonntag wurden sie gegen kleinere Geldstrafen freigelassen, einige müssen sich im Juli erneut vor Gericht verantworten.
Der CSD in St. Petersburg in diesem Jahr war eigentlich als großer Slavic Pride geplant - als der gemeinsame Protest von Aktivisten aus ganz Russland und Weißrussland. Doch zum großen Umzug durch die Innenstadt kam es nicht, weil die Stadt die Genehmigung verweigerte. Die schwul-lesbischen Demonstranten hatten sich stattdessen - wie vorher angekündigt - mit Transparenten und Plakaten in der Nähe der Statue von Peter dem Großen und vor dem Verfassungsgericht versammelt. Eine weitere Gruppe war in der Nähe auf einem Boot auf dem Fluss Newa. Zumindest letztere hatte einen sicheren Platz: Denn kurz bevor die Polizei einschritt, griff ein Neonazi die CSD-Teilnehmer an und versuchte, Transparente und Plakate zu entreißen. Er wurde von der Polizei ebenfalls festgenommen.
Protest in Berlin
Am Abend hat es beim CSD in Berlin einen Protest vor der russischen Botschaft gegeben. Volker Beck nannte die Aktivisten aus St. Petersburg und Moskau "Helden, auf die wir stolz sein können". Das Verhalten der Polizei bezeichnete der Grünenpolitiker als "komplett inakzeptabel"; er erwarte, dass die Bundesregierung das Thema bei ihrem Treffen mit der russischen Regierung anspricht.
Rund 100 Teilnehmer schrien lautstark "Homophobie ist eine Schande für Russland" in Richtung der Botschaft - ein Slogan, den die Teilnehmer in St. Petersburg zuvor auf Plakaten verbreitet hatten. Danach wurden Portraitfotos des Fotografen Charles Meachen von Aktivisten aus Russland und Weißrussland vor der Botschaft hochgehalten. Einige der Abgebildeten waren in St. Petersburg dabei und sind noch immer in Haft.
Routenspiel
CSD-Organisator Yuri Gavrikov hatte im Vorfeld angekündigt, dass der Slavic Pride in jedem Fall stattfinden werde. Die Sankt Petersburger Stadtverwaltung hatte zuvor Anträge für drei verschiedene CSD-Routen in der Innenstadt abgelehnt. Selbst eine von der Behörden ursprünglich vorgeschlagene Alternativeroute in einem Industriegebiet wurde letztlich nicht genehmigt.
In der vergangenen Jahren gab es keine schwul-lesbische Demonstration in Russland ohne Festnahmen oder Übergriffe: Beim CSD Sankt Petersburg im vergangenen Jahr waren fünf Teilnehmer von der Polizei abgeführt worden. Da 2010 die Demostrecke bis zuletzt geheimgehalten worden war, kam es damals zu keinem Aufeinandertreffen mit Neonazis. Auch beim jüngsten Moscow Pride am 28. Mai 2011 kam es zu Angriffen von Rechtsextremen und zu mehreren Festnahmen (queer.de berichtete). Erst am Donnerstag waren 24 LGBT-Aktivisten in der russischen Hauptstadt verhaftet worden, nur weil sie Flugblätter verteilt hatten (queer.de berichtete).















Da werden Grundrechte wie Rede- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt, nur weil diese Leute lieben.
Man muss schon sehr pervers sein, um Liebe so zu hassen.