Volker Beck spricht vor der russischen Botschaft (Bild: Charles Meacham)
Während des Berliner CSD demonstrierten Schwule und Lesben vor der russischen Botschaft.
Von Norbert Blech
"Homophobie ist eine Schande für Russland" - Dieser Satz war am Samstag mehrfach wie lautstark zu hören vor der Russischen Botschaft in Berlin, unweit der Abschlussveranstaltung des zeitgleichen Berliner CSD. Einer der Gründe für den Protest war der ebenfalls an dem Tag abgehaltene CSD in St. Petersburg, der nicht genehmigt wurde und in der Verhaftung aller Teilnehmer endete. Sie sollte noch bis Sonntag andauern (queer.de berichtete). Der nun in Berlin gehörte Slogan war in St. Petersburg auf Plakaten vertreten.
Die rund 100 Teilnehmer der Mahnwache beklatschten Volker Beck, der die Teilnehmer in St. Petersburg wie auch die des CSD in Moskau vor wenigen Wochen als "Helden unserer schwul-lesbischen Bewegung" bezeichnete, auf die man stolz sein könne. Auch in der Hauptstadt Russlands waren Teilnehmer verhaftet und von Rechtsradikalen verprügelt worden, in "Kumpanei" mit der Polizei, wie Beck kritisiert.
Günter Dworek, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland, nannte es unglaublich, dass Schwule und Lesben nicht demonstrieren dürfen, Rechtsradikale hingegen schon. Russland sei ein "lupenreiner Polizeistaat", worauf die Politik reagieren müsse: "Da darf man nicht als Bundesregierung Schönwetter malen, da muss man auch diese Menschenrechtsverletzungen ansprechen."
From Russia with Pride
Protest auch bei der CSD-Parade
Konstantin Sherstyuk von der Rainbow Association forderte auf Russisch die Moskauer Regierung auf, die Gewalt gegen LGBT zu stoppen und Versammlungsfreiheit zu garantieren. Seine Gruppe war an einem größeren Protest in der letzten Woche in Moskau beteiligt, Teilnehmer hielten Plakate gegen Homophobie hoch und verteilten Postkarten. Nach der russischen Verfassung wäre der Protest legal gewesen, aber auch diese Aktivisten wurden vorübergehend festgenommen (queer.de berichtete).
Moderiert wurde der lautstarke wie auch kurzweilige Protest von dem jungen Aktivisten Wanja Kilber von Quarteera, eine noch junge Vereinigung russischsprachiger LGBT und ihrer Freunde in Deutschland. Die Vereinsmitglieder kümmern sich vor allem um Vernetzung und auch einige niedrigschwellige Angebote in Russland, aber die Einschränkung der Rechte von Schwulen und Lesben lässt auch sie vor die Botschaft ziehen: "Wir wollen die russische Regierung auffordern, ihre eigenen Gesetze zu befolgen", fasste Kilber die Mahnwache zusammen.
Unter dem Motto "From Russia with Pride" hatte Quarteera, unterstützt von aus Russland und anderen Teilen Europas angereisten Teilnehmern, zuvor bereits an der Parade teilgenommen, mit ernsten Fotos vom CSD in Moskau, aber auch lebhaft mit einer von mehreren Personen gehaltenen und durch die Menge gezogenen Regenbogenfahne. Für sie endete die Parade mit einem eindrucksvollen Foto-Termin am Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten, die Bilder wurden von einflussreichen russischen Bloggern verbreitet (etwa hier).
Stellvertretender Protest
Beeindruckende Gesichter von Aktivisten, Sergey Yenin ist doppelt vertreten (Bild: Charles Meacham)
Das vielleicht eindrucksvollste Bild entstand aber vielleicht durch die Hilfe des amerikanischen Fotografen Charles Meacham, der nach der Teilnahme am CSD in Moskau die Idee und den Drang zur Mahnwache hatte und zwei deutsche Besucher des verbotenen Pride, Maik Diekmannshemke und den Autor dieser Zeilen, um Unterstützung bat. Meacham war zur Eröffnung seiner weltweiten CSD-Ausstellung "Walk with pride" von verdi und dem LSVD nach Berlin eingeladen worden und hatte Portraits von Aktivisten und CSD-Teilnehmern aus Russland und Weißrussland mitgebracht. Diese sollten nun in Richtung Botschaft gehalten werden, aber Berlins alternative Drag Queen Gloria Viagra hatte die bessere Idee und schritt mit einem Portrait Richtung Botschaft voran. Der Rest der Versammlung folgte, und die 51 Fotos reichten von einem Ende der langen Botschafts-Vorderseite zum anderen.
Ein Gesicht war doppelt vertreten: Sergey Yenin, der junge Aktivist von Gay Belarus, der nach dem CSD in Minsk im letzten Jahr drei Tage lang im Gefängnis saß. Er hockte sich neben sein Portrait. Einige seiner Freunde waren an diesem Tag nach St. Petersburg angereist und hockten nun gleichzeitig in einer kleinen Zelle. Insgesamt 14 Aktivisten wurden in St. Petersburg verhaftet. Viele von ihnen protestierten am Samstag zugleich in Berlin, in gedruckter Form. Günter Dworek nannte die Aktivisten aus Osteuropa "Helden der Freiheit". "Wir lassen sie nie im Stich."
Youtube | Die gesamte Mahnwache als Video
Das verdeutlicht nochmal, dass diese ganzen religiösen Homohasser (egal aus welcher Religion) und ihre politischen Verbündeten stramm einer Meinung sind wie Nazis und andere Faschisten.
Das sollte die eigentlich nachdenklich stimmen. Aber die sind so dumm und hasserfüllt, dass die das wohl noch nicht mal kapieren.