New York öffnet die Ehe, Facebook hat Angst um die Kinder...
Facebook hat ein vom schwul-lesbischen Magazin "Advocate" hochgeladenes Bild gelöscht, weil darin ein Männerkuss zu sehen war - das ist bereits der zweite derartige Fall in drei Monaten. Nach Protesten entschuldigte sich der Konzern.
Das beanstandete Bild zeigte zwei Matrosen, die sich im Time Square unter den Worten "Victory in New York" küssen. Es erinnert an ein Foto von Alfred Eisenstaedt, auf dem ein (heterosexuelles) küssendes Paar bei der Siegfeier über Nazi-Deutschland im Jahr 1945 zu sehen ist. Mit dem Bild wollte der "Advocate" die am Freitag im US-Staat New York beschlossene Öffnung der Ehe würdigen.
Facebook hielt den schwulen Kuss jedoch zunächst für zu ordinär: Nachdem mehrere hundert User bereits die "Gefällt mir"-Taste gedrückt haben, wurde es vom Konzern gelöscht. Facebook schickte dem "Advocate" eine Standard-Mail, in der das Bild für jugendgefährdend erklärt wird: "Der Content, den Sie mit anderen teilen, wurde entfernt, weil er die Nutzungsbedingungen von Facebook verletzt. Es darf nichts auf Facebook geteilt werden, das Nacktheit oder jegliche Art von sexuell anzüglichem Content enthält", so der amerikanische Konzern.
Entschuldigung via Mail
Nach Protesten nahm Facebook die Löschung zurück und entschuldigte sich: "Nach unserer Recherche haben wir geschlussfolgert, dass das Foto unsere Nutzungsbedingungen nicht verletzt und fälschlicherweise entfernt worden ist", erklärte der Konzernsprecher Andrew Noyes in einer E-Mail.
Er musste sich seit April bereits zum zweiten Mal für den selben "Fehler" entschuldigen: Damals löschte der Konzern das Foto von zwei sich küssenden Männern, mit dem auf eine Protestaktion in London hingewiesen werden sollte (queer.de berichtete). Der "Advocate" berichtet weiter, dass Leser sich oft über die Zensur von schwulen Bildern beschwerten.
Die Löschung von Bildern auf Facebook läuft nicht automatisiert. Vielmehr muss einer von mehreren hundert Facebook-Moderatoren die Löschung von jugendgefährdenden Bilder veranlassen. Diese haben in der Vergangenheit neben Schwulen auch stillende Mütter oder die Brust eines Transmanns als Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen gewertet.
Die Firma Facebook gilt allerdings gegenüber ihren Mitarbeitern als äußerst homofreundlich. So entschädigt sie etwa schwule und lesbische Mitarbeiter für Steuernachteile, die ihnen aufgrund diskriminierender Gesetze entstehen (queer.de berichtete). (dk)