Der 54-jährige Rainer Maria Woelki soll Nachfolger des kürzlich verstorbenen Georg Sterzinsky werden
Er gilt als Hardliner, geht aber nun auf Lesben und Schwule zu: Der designierte Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki erklärte, er wolle mit dem LSVD sprechen.
Woelki, der am 27. August in sein Amt eingeführt werden soll, sagte am Dienstag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Nominierung, die Kirche sei keine Moralanstalt, "die mit dem Zeigefinger herumfuchtelt". Die Einladung des Lesben- und Schwulenverbandes würde er daher gerne annehmen: "Ob vor oder nach Papstbesuch, werden wir sehen. Ich bin aber gern bereit, mit denjenigen, die an einem glaubhaften Dialog interessiert sind, diesen zu führen", so Woelki nach dapd-Angaben.
Die Nominierung Woelkis hatte zu Protesten geführt, weil der frühere Kölner Weihbischof als ein extrem konservativer Geistlicher gilt, der die Anerkennung von Schwulen und Lesben aus Prinzip ablehnt. So promovierte der 54-Jährige an der Römischen Universität vom Heiligen Kreuz, die zur fundamentalistischen Laienorganisation Opus Dei gehört. Woelki dementierte aber Gerüchte, wonach er dieser Gruppe angehören würde - er bescheinigte ihr jedoch, "gute Arbeit" zu machen.
Kein Kommentar zum "Spiegel"-Zitat
Außerdem berichtete der "Spiegel" im April, dass Woelki in Sankt Augustin die Diakonatsweihe des Katholiken Georg Schwikart verhindert hat, weil der vor acht Jahren den ketzerischen Satz "Es gibt auch Männer, die Männer lieben" in einem Aufklärungsbuch veröffentlicht hatte. Woelkis Begründung: "Das verstößt aber gegen die Schöpfungsordnung."
Zu diesem Satz wollte der zukünftige Erzbischof in Berlin am Dienstag keine Stellung nehmen. Er verwies darauf, dass dieses Zitat in einem vertraulichen Gespräch gefallen sein soll, über das er öffentlich nicht sprechen könne.
Scharfe Kritik der Linken
Die Berliner Linkspartei hat inzwischen klar Stellung gegen Woelfi bezogen: In einem Interview mit dem "Berliner Kurier" hat der Berliner Linkspartei-Vorsitzende Klaus Lederer dem designierten Erzbischof vorgeworfen, die "massive Diskriminierung von Lesben und Schwulen" in Kauf zu nehmen. "Tausende Gläubige, auch Katholiken, sehen und leben das anders", erklärte Lederer.
Der LSVD hatte Woelki nach seiner Nominierung zu einem Gespräch eingeladen, um über die nach Ansicht des Verbandes "menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik" der Kirche zu sprechen. "Dialogfähigkeit ist in einer offenen und freien Gesellschaft Voraussetzung für ein demokratisches Miteinander", erklärte dazu LSVD-Sprecher Jörg Steinert. "Am zukünftigen Umgang mit dem Thema Homosexualität wird sich zeigen, wie menschenfreundlich Rainer Maria Woelki als Erzbischof sein will und ob er sich mit kritischen Fragen zur Politik der Katholischen Kirche ernsthaft auseinandersetzt." (dk)
Mancher Hardliner in Politik und Kirche hat sich, einmal im Amt, später als gesprächsbereit und liberal erwiesen.
Wichtig ist, das nicht vom ersten Augenblick Maximalforderungen ("Öffnung der Ehe für Gays und Transgender + Adoptionsrecht" ) gestellt werden, auf die Woelki aus seiner Position heraus gar nicht eingehen kann.
Hier kommt es mehr auf leise Töne und auf Signale an.