Beim CVJM endet die christliche Nächstenliebe beim Thema sexuelle Orientierung (Bild: arvidr / flickr / by-sa 2.0)
Beim CVJM-Kolleg wurde die Segnung eines Studenten abgelehnt, weil dieser sich kurz zuvor als schwul geoutet hatte.
Wie die evangelische Nachrichtenagentur idea meldet, sollte der Student gemeinsam mit rund 40 Kommilitonen am 3. Juli in Kassel verabschiedet und gesegnet werden. Er hatte an einem dreijährigen Fernstudiengang Theologie des überkonfessionellen Christlichen Vereins Junger Menschen teilgenommen. Das Segnungsverbot wurde ausgesprochen, weil der Student in der Broschüre "Gesicht zeigen im CVJM" offen über seine Homosexualität berichtete und mit sechs anderen CVJM-Mitgliedern ein größeres Engagement des christlichen Verbandes für Schwule und Lesben gefordert hatte. Laut der Direktorin des CVJM-Kollegs ist das Thema Homosexualität im Verein umstritten. Deshalb arbeite eine "Arbeitsgruppe Homosexualität" am Thema. Bis diese zu einem Ergebnis komme, werde die Segnung "aufgeschoben". Der betreffende Student wurde auch nicht offiziell verabschiedet, den formalen Abschluss erhält er aber nach Angaben der Direktorin.
Ex-Gay-Star Roland Werner war 2008 Vorsitzender der homofeindlichen Veranstaltung "Christival". (Bild: Medienmagazin pro / flickr / by 2.0)
An der Verabschiedung der Studenten war auch Roland Werner beteiligt, der seit April diesen Jahres das Amt des CVJM-Generalsekretärs übernommen hat. Er gilt als einer der Hardliner im Verband, der die "Heilung" von Homosexualität anstrebt - in Deutschland ist er damit einer der prominentesten Vertreter der Ex-Gay-Bewegung. Seine eigene, "inzwischen überwundene homosexuelle Neigung" sieht er nicht als Sünde an, praktizierte Homosexualität sei dagegen ein Verstoß gegen göttliches Gesetz. In der Vergangenheit leitete er Kurse mit Titeln wie "Auswege aus der Homosexualität". In seinem Buch "Homosexualität - ein Schicksal?" propagierte er die "innere Heilung" von Schwulen und Lesben.
Dabei sind der CVJM und seine 330.000 Mitglieder nicht generell homofeindlich. So sorgte der CVJM Hamburg 2008 für Aufsehen, als er erstmals am CSD teilnahm (queer.de berichtete). Auf seiner Homepage ist der Hamburger Verband sogar stolz auf gesellschaftliche Umbrüche und den Song YMCA (englisch für CVJM). Dort heißt es: "Weil die Village People einen Club für 'Young Men' in San Francisco besangen, hat der CVJM seitdem den Ruf, ein schwuler Laden zu sein - aber das stört uns nicht... Der CVJM-Hamburg ist heute offen für alle Menschen - egal ob schwul, hetero oder bi." (dk)
So wird nicht nur homosexuelles Begehren in den Schmutz gezogen, sondern der Bevölkerung suggeriert, Homosexualität sei jetzt doch heilbar, weil ja ein paar Schwule es geschafft hätten, davon loszukommen - unter ihnen dieser Roland Werner.
Wer an "Heilung" von Schwulsein glaubt, glaubt auch an einen real existierenden Satan und Dinge wie Teufelsaustreibung. Wir sollten alles daran setzen, solchen Extrem-Spinnern nicht das Feld zu überlassen, sondern sie mit allen verfügbaren Mitteln zu bekämpfen.
Das einzige, was (hoffentlich!) heilbar ist, sind religiöse Wahnvorstellungen. Von diesen ist Herr Werner ganz offensichtlich befallen. Wir sollten ihm mit Achtung, Takt und Mitleid begegnen.