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- 10. Juli 2011 3 Min.

Erzbischof Silvano Tomasi ist besorgt
Der Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen hat kritisiert, dass die Rechte von Schwulen und Lesben zunehmend als Menschenrechte aufgefasst werden. In einem Interview mit der katholischen Nachrichtenagentur CNA sagte Erzbischof Silvano Tomasi, eine kürzliche UN-Resolution könne als Beginn einer Bewegung angesehen werden, "Gay Rights in die globale Menschenrechtsagenda einzufügen". Doch dieser "Beginn einer internationalen Norm, die nach und nach Fuß fasst", stünde in Kontrast zum Recht "auf freie Meinungsäußerung für religiöse Anführer".
Hintergrund ist eine Erklärung des UN-Menschenrechtsrats vom 22. März, der sich 85 Länder angeschlossen haben und die "Gewaltakte und Menschenrechtsverletzungen wegen der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität verhindern" soll. Neben vielen afrikanischen Staaten lehnten auch Russland und China die Erklärung ab - sowie der Vatikan (queer.de berichtete).
Bereits damals kritisierte Tomasi, Staaten müssten das Recht haben, "gewisse sexuelle Handlungen" zu regulieren und gewisse "sexuelle Verhaltensweisen" per Gesetz zu untersagen. Auch führe die Erklärung zur Verfolgung von Christen: "Viele werden attackiert, wenn sie sexuelles Verhalten zwischen Menschen des selben Geschlechts nicht unterstützen".
Der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck hatte die Tirade kürzlich im Bundestag angesprochen - und einen daran ziemlich desinteressiert wirkenden schwulen Außenminister aufgefordert, die Äußerungen zu klären (queer.de berichtete). Die neuesten Darlegungen Tomasis verbreitete Beck per Facebook und kritisierte, der Erzbischof stelle "sich an die Seite der islamistischen Staaten, die die Religion über die Menschenrechte stellen. Da werden wir uns wohl streiten müssen, wenn der Papst im Bundestag spricht."
Gegen Rechte wie die Homo-Ehe
In dem Interview sagte Tomasi weiter: "Es scheint, als würden Begriffe wie 'Gender' oder 'sexuelle Orientierung' erdacht werden, um der Realität zu entfliehen und eine Reihe von Gefühlen und Impulsen unterzubringen, die dann in Rechte verwandelt werden". Doch diese von Tomasi in Anführungszeichen gesetzten Rechte stünden im Konflik mit "authentischen Rechten, wie das freie Ausüben von Religion und der Erziehung der eigenen Kinder".
Der 70-jährige Italiener, der als Bischof und Nuntius in verschiedenen afrikanischen Staaten arbeitete, bevor er Vertreter bei den Vereinten Nationen wurde, sprach weiter von der "aufrichten Sorge", dass "natürliche Ehen und Familen sozial abgewertet werden (...) durch eine Gesetzgebung, die homosexuelle 'Ehe' und die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau auf das gleiche Level" setze.
Trennung zwischen Begierden und Rechten
Gewalt gegen Homosexuelle sei nicht zu akzeptieren, was aber nicht als "Billigung ihres Verhaltens" zu verstehen sei, so Tomasi weiter. In dem Interview folgt eine Passage, die sich so lesen lässt, dass der Erzbischof indirekt eine Bestrafung homosexueller Handlungen fordert: Solange es sich bei sexueller Orientierung um "Gefühle und Gedanken" handelt, könnten diese nicht bestraft werden, schreibt der Erzbischof in dem eMail-Interview. Aber alle Staaten regulierten sexuelles Verhalten, etwa durch "Verbote von Praktiken wie Inszest, Pädophilie und Vergewaltigung". Dies habe er dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen klar machen wollen.
Katholiken hätten die Aufgabe, "rechtliche und moralische Aspekte der gegenwärtigen Kultur" klarzustellen. Dazu müsste zwischen Begierden und Rechten getrennt werden. Ein Urteil gegen Homosexualität sei keine Verurteilung Homosexueller. Das Naturrecht und der Verstand unterstützten glaubensbasierte Positionen. "Und das Zusammenlaufen von Glauben und Vernunft ist äußerst fruchtvoll für den Fortschritt und das Wohl der menschlichen Familie", so Tomasi abschließend. (nb)

Konsequenterweise müsste man dann titeln: "kritisiert die Lebensrechte von Homosexuellen". Nette Vorstellung von "Kritik".
Tatsächlich geht es hier um widerwärtigste Menschenfeindlichkeit und Faschismus unter dem Deckmantel der so genannten Religionsfreiheit,
die endlich weltweit ohne jede Ausnahme explizit geächtet und unter Strafe gestellt gehören.
Religionsfreiheit bedeutet in einer demokratischen, vernunftbasierten Gesellschaft EBEN NICHT, dass jede nur denkbare menschenfeindliche Ideologie verbreitet werden darf, solange sie nur schön religiös verpackt wird,
sondern in erster Linie bezeichnet sie, noch dazu vor dem Hintergrund des historischen, religiös begründeten oder unterfütterten Faschismus, notwendigerweise das Recht auf "Freiheit von Religion".
Wenn nicht einmal wir die Dinge beim Namen nennen, wer soll es dann tun?