"Mensch sein" durften die Thüringer CSD-Aktivisten am Samstag: allerdings nur nüchtern und sehr leise (Bild: CSD Thüringen)
Keine Musik aus dem Lautsprecherwagen und ein Ausschankverbot: Die Stadt Weimar setzte den CSD-Organisatoren am vergangenen Wochenende enge Grenzen. Die Stadt weist die Vorwürfe zurück.
Bei der diesjährigen CSD-Parade forderten 400 Teilnehmer unter dem Motto "Mensch sein" ein Ende der Diskriminierung von Schwulen und Lesben. Die Veranstalter beklagen sich nun über die strengen Auflagen, die von der Stadt nur zwei Tage vor Paradebeginn auferlegt worden sind, obgleich die Anmeldung bereits seit Monaten vorgelegen hatte. In einem achstseitigen Auflagenbescheid untersagte die Stadt unter anderem die Nutzung von Lautsprecherwagen zur musikalischen Untermalung der Parade - lediglich gesprochene politische Parolen durften nach Anweisung der Polizei über die Lautsprecher kundgetan werden. "Wir mussten dann in den Spielzeugladen gehen und Trillerpfeifen organisieren. Sonst hätte das wie ein Trauermarsch ausgesehen", kommentierte CSD-Sprecher Matthias Gothe die Auflagen gegenüber queer.de.
Beim Straßenfest wurde den Organisatoren zudem verboten, Alkohol auszuschenken. Dabei ist es nicht schwer, sich in der Innenstadt von Weimar mit Getränken einzudecken: Gleich neben der Veranstaltung fand das Weinfest statt. Und auch ein Grillstand, der Bier und Co. angeboten hat, erwies sich bei den CSD-Besuchern als sehr populär.
Stadt weist Vorwürfe zurück
Die Stadt Weimar weist die Vorwürfe der Veranstalter gegenüber queer.de zurück: "Bei der angemeldeten Versammlung handelte es sich um eine politische Aktion, welche dementsprechend durch das Versammlungsgesetz verbeschieden wurde. Bei der Durchführung der Versammlung ist eine Begleitung derer durch Alkohol grundsätzlich nicht vorgesehen", erklärte ein Sprecher auf Anfrage. In anderen Städten würde auch nicht automatisch Alkoholausschank erlaubt. Zudem sei eine Lautsprecheranlage einer Samba-Gruppe genehmigt worden, hieß es weiter. Er weist auch den Vorwurf zurück, die CSD-Organisatoren erst wenige Tage vor der Parade informiert zu haben: "Viele Fragen" seien bereits in einem Vorgespräch im Juni besprochen worden.
Die Veranstaltung war der erste CSD in Weimar seit Mitte der 90er Jahre. Zuletzt fanden die Thüringer CSDs meist in der Hauptstadt Erfurt statt. Gothe erklärte, dass die Stadt - abgesehen von den strengen Auflagen - die Demonstration für schwul-lesbische Rechte unterstützte. So habe es einen Rathaus-Empfang gegeben, bei dem auch Regenbogenfahnen gehisst worden sind. Schirmherr der Veranstaltung war Oberbürgermeister Stefan Wolf (SPD).
Unter dem Motto "Mensch sein" forderten die Organisatoren beim CSD Weimar die Öffnung der Ehe, die Aufnahme des Merkmals "sexuelle Identität" in den Gleichstellungsartikel des Grundgesetzes, ein Ende des pauschalen vorverurteilenden Ausschlusses von Schwulen bei Blutspenden, sowie die fehlende thematische Berücksichtigung in Schulbüchern. (dk)
Aktualisiert: 17 Uhr
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