Bounty Killer soll wieder in Deutschland und der Schweiz auftreten
Im August sollen in Deutschland mit Capleton und Bounty Killer zwei jamaikanische Künstler auftreten, die in ihren Liedern die Ermordung von Schwulen und Lesben propagieren.
Es ist ein Déjà-vu-Erlebnis: 2008 sollte Bounty Killer (bürgerlich: Rodney Basil Price) in mehreren deutschen Städten auftreten, was zu einem Proteststurm von schwul-lesbischen Aktivisten geführt hat. Konzerte in Berlin, Essen und Köln wurden abgesagt, eines in München fand statt. Jetzt wiederholt sich das Spiel: Veranstalter haben im Internet angekündigt, dass Bounty Killer am 19. August im Berliner "Club Maria am Ostbahnhof" und einen Tag später in schweizerischen Zürich auftreten soll.
Bounty Killer gehört zu den Interpreten, die in den Songs aggressiv gegen "Chi Chi Men" oder "Faggots" polemisieren. So heißt es in einem Lied: "Wir entfachen ein Feuer für euch stinkende Schwuchteln und Parasiten. Jamaika wird niemals zulassen, dass ihr unser Paradies beschmutzt". Deutsche Veranstalter entschuldigen diese Zeilen oft damit, dass sie in Jamaika zum Mainstream gehörten - und deutsche Fans die Texte ohnehin nicht verstehen können.
Die jamaikanische Homo-Gruppe J-FLAG macht diese Texte allerdings für eine Verschärfung des Klimas gegen Homosexuelle auf der Insel verantwortlich. In den letzten Jahren gab es wiederholt Berichte über Lynchmorde an Schwule. Die Opfer können sich dabei nicht an die Polizei wenden, da Homosexualität auf Jamaika illegal ist und mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft wird.
2008 führte der geplante Auftritt von Bounty Hunter auch zu Reaktionen der Bundesregierung: Sie versuchte zunächst ein Einreiseverbot in den Schengen-Raum auszusprechen, konnte dies aber nicht durchsetzen. Später beantragte das Bundesfamilienministerium die Indizierung einer CD des Hasssängers (queer.de berichtete).
Capleton will eine "saubere" Welt ohne Homos - auch in Bayern
Capleton ist für den Chiemsee Reggae Sommer gebucht
Ein weiterer Hasssänger soll am 26. August beim Chiemsee Reggae Summer in Bayern auftreten: Capleton (bürgerlich: Clifton George Bailey III) erklärt in seinen Liedern, dass die Welt von Homosexuellen "gesäubert" werden müsse und benutzt dabei Worte wie "kill" oder "burn". Der 43-Jährige hatte zwar 2007 den Reggae Compassionate Act und versprochen, keine homophoben Lieder mehr zu singen. Allerdings singt Capleton in Jamaika weiterhin Lieder, in denen er die Ermordung von Schwulen aufruft. Diese Auftritte werden über Youtube weltweit verbreitet. Deshalb wurden 2010 mehrere US-Konzerte von Capleton nach Protesten abgesagt. Capleton selbst behauptet stets, seine Mordaufrufe seien nur "metaphorisch" gemeint.
Die Veranstalter des Chiemsee Reggae Sommer, das jedes Jahr mehr als 20.000 Musikfans anlockt, haben bereits im letzten Jahr mit Sizzla einen Homohasser eingeladen: Nach anhaltender Kritik sagten sie aber am Ende den Auftritt wegen "Sicherheitsbedenken" ab (queer.de berichtete). Zuvor hatte die grüne Landtagsfraktion zum Boykott des Open-Air-Festivals aufgerufen.
Auch dieses Jahr hat es bereits Proteste gegen den Auftritt am Chiemsee gegeben: Die deutsche Elektropopgruppe Frittenbude hat ihren Auftritt beim Festival wegen der Teilnahme von Capleton bereits abgesagt (queer.de berichtete). Andere deutsche Künstler - wie die Hip-Hop-Band Blumentopf oder der Erfurter Sänger Clueso - wollen jedoch an der Seite von Capleton auftreten. Als seine Sponsoren listet der Chiemsee Reggae Sommer unter anderem den Bierbrauer Beck's und die Deutsche Bahn. (dk)