Er wurde nur 15 Jahre alt: Vor den Augen seiner Mitschüler wurde Lawrence King am 12. Februar 2008 von Brandon M. erschossen
In Kalifornien wird einem Jugendlichen der Prozess gemacht, der einen schwulen Mitschüler umgebracht hatte - die Verteidigung erklärte, der Täter sei zuvor von seinem Opfer provoziert worden.
Von Dennis Klein
Der Fall sorgte vor drei Jahren für Aufregung in den USA: Der 14-jährige Brandon M. erschoss im Februar 2008 seinen 15-jährigen Mitschüler Lawrence King während einer Unterrichtsstunde in der Junior High School in Oxnard im Süden Kaliforniens. Der Grund: Brandon kam nicht damit zurecht, dass der schwule Lawrence seine sexuelle Orientierung so offen zeigte.
Die Staatsanwaltschaft erklärte kurze Zeit nach der Tat, dass sie hart gegen den mutmaßlichen Täter vorgehen werde: Wegen der Schwere des Verbrechens werde der 14-Jährige als Erwachsener angeklagt. Außerdem habe er das Verbrechen aus Hass begangen, was nach der "Hate Crime"-Gesetzgebung in Kalifornien die Strafe noch erhöht. Sollte er verurteilt werden, drohen dem inzwischen 17-Jährigen 51 Jahre Gefängnis ohne die Chance auf eine vorzeitige Entlassung.
Mordvorwurf: Brandon plädiert auf "nicht schuldig"
Seit Anfang Juli wird Brandon in einem Gericht in Chatsworth der Prozess gemacht. Er bekannte sich des Mordes für nicht schuldig. Sein Anwalt Scott Wippert bedient sich dabei einer klassischen Verteidigungsstrategie, die unter Homo-Aktivisten stets zu viel Kritik führt: Die "Gay Panic Defense" geht davon aus, dass ein Schwuler einen Heterosexuellen mit sexuellen Avancen so sehr provoziert, dass dieser zu einer Gewalttat provoziert wird. Wippert argumentiert, dass Lawrence seinen Mitschüler über längere Zeit angemacht hatte und Brandon dadurch die Kontrolle verlor. Zwar will der Verteidiger damit nicht wie in früheren Fällen einen Freispruch erreichen, sondern die Tat als Totschlag gewertet sehen. Damit wäre Brandon wahrscheinlich bereits als 40-Jähriger wieder auf freiem Fuß.
Die "Gay Panic"-Strategie ist umstritten, weil sie im Nachhinein das Opfer zum Täter macht. In der Vergangenheit war sie jedoch immer wieder erfolgreich: So wurde etwa 2009 ein 30-Jähriger freigesprochen, der auf einen Schwulen 61 Mal mit einem Dolch eingestochen hatte. Der Täter erklärte, sein Gegenüber habe ihn zuvor zum Sex zwingen wollen (queer.de berichtete).
"Provokatives" Verhalten des Opfers
Beim Prozess bestätigten mehrere Lehrer als Zeugen das "provokative" Verhalten von Lawrence. So habe dieser immer wieder mit sexuell aufgeladenen Kommentaren seine Mitschüler geschockt. Auch als Lawrence begann, Make-up zu tragen, habe das Mitschüler irritiert. Die Rektorin der Schule habe zu dieser Zeit jedoch erklärt, dass der Schüler ein Recht darauf habe, sein äußeres Erscheinungsbild selbst zu bestimmen. Die Familie des Opfers hat deshalb bereits 2008 die Schule verklagt (queer.de berichtete). Die Eltern argumentieren, dass die Schule den Mord hätte verhindern können, wenn sie Lawrence gezwungen hätte, sich wie ein Junge seines Alters zu kleiden.
Der Täter scheint jedoch selbst nicht vorurteilsfrei gewesen zu sein: So wurde in seinem Zimmer Nazi-Literatur gefunden. Ein Polizeiexperte sagte im Verfahren aus, dass Brandon ein Rassist sei, der auch Schwule aus ideologischen Gründen hasse. Lawrence, so sagten seine Freunde aus, sei dagegen immer wieder in der Schule wegen seines Auftretens gehänselt worden.
"Der 14-jährige Brandon M. erschoss im Februar 2008 seinen 15-jährigen Mitschüler Lawrence King während einer Unterrichtsstunde in der Junior High School in Oxnard im Süden Kaliforniens"
Was für eine schreckliche Tat! Es ist immer wieder erschreckend wie leicht die Kids in den USA zu Waffen kommen. Kein Wunder in einem Land wo im Supermarkt praktisch neben der Milch auch gleich ne Pistole in den Einkaufswagen gelegt werden kann. Da muss man sich über solche Taten nicht wirklich wundern.
Was den Täter anbelangt, natürlich gehört der für Jahre in den Knast, aber noch dringender benötigt der wohl ne Psychotherapie.
51 Jahre sind aber jenseits. Das hilft nun auch niemandem. Was das Strafmass bei Jugendlichen in den USA betrifft, sind die einfach viel zu streng, wohin gegen hier in der Schweiz viel zu milde geurteilt wird.