Erzbischof Dominik Duka glaubt, dass der CSD die heterosexuelle Familie kaputt macht. (Bild: Wiki Commons / Frydolin / by-sa 2.0)
Am Samstag soll die erste CSD-Parade in Prag stattfinden - nach Kritik des konservativen Staatspräsidenten Vaclav Klaus beklagt nun auch die katholische Kirche die Demo als Sittenverfall.
Der Prager Erzbischof Dominik Duka hat am Donnerstag in einem Brief Bürgermeister Bohuslav Svoboda aufgefordert, die Schirmherrschaft des CSDs abzugeben. Der Chef der tschechischen Katholiken erklärte in dem Schreiben, dass es beim CSD "nicht um die Frage der Toleranz für eine Minderheit" gehe, sondern um die "Propagierung eines freien Lebensstils, der weder verantwortungsbewusst noch würdig noch schön" sei. Tschechische Medien zitierten am Donnerstag aus dem Schreiben. Darin warf der Bischof den CSD-Veranstaltern auch vor, mit der Parade ihre Verachtung für das normale Familienleben auszudrücken. Dass eine solche Parade in Prag abgehalten werde, erfülle ihn mit Trauer, so der 67-Jährige.
Bereits vor wenigen Tagen gab es Aufregung um den CSD, als sich der tschechische Präsident Vaclav Klaus hinter seinen Vertrauten Petr Hajek gestellt hatte. Hajek hatte beklagt, dass die CSD-Teilnehmer das Abnormale zur Norm machen wollten und eine Gefahr für die Gesellschaft seien. Daraufhin solidarisierten sich 13 Botschafter mit den CSD-Veranstaltern, was Klaus als "unerhörten Vorgang" bezeichnete (queer.de berichtete).
Bürgermeister stärkt CSD den Rücken
Bürgermeister Bohuslav Svoboda will Homosexuelle nicht anders behandeln als alle anderen (Bild: Wiki Commons / Kaaa / CC-BY-3.0)
Bürgermeister Bohuslav Svoboda stellte sich in einer Antwort auf das Schreiben des Erzbischofs demonstrativ hinter den CSD, obwohl er wie Präsident Klaus der konservativen Partei ODS angehört. Der gelernte Gynäkologe antwortete dem Geistlichen mit einem wissenschaftlichen Exkurs: "Das Problem der homosexuellen Identität wurde in den 1950er und 1960er Jahren diskutiert. Vor über 50 Jahren haben wir Ärzte bereits festgestellt, dass es sich dabei weder um eine Krankheit noch um Kriminalität handelt. Homosexuelle sind Menschen wie alle anderen auch", so der 67-Jährige.
Als Bürgermeister könne er ungeliebte Minderheiten nicht anders behandeln als andere Gruppen, erklärte Svoboda weiter. Er übernehme schließlich die Schirmherrschaft für über 200 Veranstaltungen pro Jahr. "Ich verstehe ja, warum sich manche dagegen aussprechen, aber das ändert nichts an meiner Überzeugung, dass wir alle mit den gleichen Rechten geboren werden". Der Arzt widersprach auch der vom Erzbischof angedeuteten Ansicht, dass Homosexualität ein frei wählbarer "Lebensstil" sei - vielmehr werde die sexuelle Orientierung bereits vor der Geburt im Gehirn festgelegt.
Der CSD in Prag hat bereits am Mittwoch begonnen. Es gibt über 70 verschiedene Veranstaltungen, eine "Naked Party" wurde allerdings aus Angst vor Übergriffen von Rechtsradikalen abgesagt. Die Parade am Samstag soll durch die Innenstadt führen und mit einem Konzert auf der Střelecký-Insel enden. In den vergangenen Jahren kam es bereits wiederholt zu Ausschreitungen bei einem kleinen CSD in der Stadt Brünn. So wurden 2008 rund 20 CSD-Teilnehmer bei Auseinandersetzungen mit rechtsgerichteten Gewalttätern verletzt worden (queer.de berichtete). (dk)
Die Kirche will nicht, daß die Menschen frei sind. Nicht, daß das neu wäre, aber immerhin sagt es hier mal einer geradeheraus. Jetzt möchte ich nur noch wissen, wie unfreie Menschen Verantwortung übernehmen können oder würdig leben.