Geküsst wurde weit weg vom Papst und umzingelt von Polizisten
Beamte kesseln Demonstranten bei einem Kiss-In zum Weltjugendtag ein. Weitere Proteste zum Papstbesuch mit LGBT-Beteiligung sind geplant. Derweil rief der angebliche Gegendemo-Attentäter dazu auf, Homosexuelle "im Namen Gottes" zu eliminieren. Und in Berlin beschließen Papst-Gegner, für ihr Recht auf eine Demonstration vor Gericht zu ziehen.
Von Norbert Blech und Dennis Klein
Die spanische Polizei hat am Donnerstag einen Protest von Lesben und Schwulen gegen den Papst in Madrid verhindert. Anlässlich des Weltjugendtages wollten die Teilnehmer mit einem Kiss-In auf die homofeindliche Haltung des Vatikans aufmerksam machen. Doch die Polizei fing die Gruppe am angekündigten Treffpunkt ab und hinderte sie in einer Kette daran, an die Wegstrecke des Papstes zu kommen. Vielen der rund 100 Teilnehmer wurden die Personalien aufgenommen. Später führte die Polizei die Gruppe zurück ins Chueca-Viertel. So gab es nur vereinzelte Schwule und Lesben, die sich bei der Vorbeifahrt des Papstes küssen konnten.
Papst Benedikt XVI. war am Morgen beim Weltjugendtag in Madrid angekommen. Bei seiner Begrüßungsrede am Flughafen Madrid-Barajas kritisierte der Papst, Jugendliche sähen heute "Oberflächlichkeit, Konsumismus und Hedonismus vorherrschen, sie nehmen eine große Banalität im Umgang mit der Sexualität, großen Mangel an Solidarität und viel Korruption wahr". Am Abend wird der Papst eine Messe auf einem zentralen Platz abhalten und mit dem Papamobil durch die Innenstadt fahren.
Mit weiterer Kritik am modernen Leben wird gerechnet. Papst Benedikt XVI. soll bis Sonntag in Madrid bleiben und an verschiedenen Veranstaltungen des Weltjugendtages teilnehmen. Höhepunkt soll eine Messe unter freiem Himmel am Sonntag werden. In den nächsten Tagen sind weitere Gegenproteste angekündigt, auch mit LGBT-Beteiligung. Für den Samstag hat die "Triangle Foundation" zu einer großen Demo in der Innenstadt gerufen, in der ein modernes Familienbild im Mittelpunkt stehen soll.
Youtube | Bilder des LGBT-Protests vom Donnerstag sind spärlich, wohl auch dank der Polizei
Schwule und Lesben beim Protest dabei
Schwul-lesbische Aktivisten protestierten bereits am Mittwoch in Madrid (Bild: Asamblea Transmaricabollo de Sol)
Bereits am Mittwochabend hatten 5.000 Menschen gegen den Besuch protestiert. Unter dem Motto "Von meinen Steuern keinen Cent für den Papst" demonstrierten sie vor allem gegen die hohen Kosten der katholischen Veranstaltung, die teilweise vom Staat übernommen werden. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Papst-Gegnern und Teilnehmern des Weltjugendtages sowie zu Zusammenstößen mit der Polizei. Nach Behördenangaben wurden elf Demonstranten verletzt, sieben wurden festgenommen.
Rund 140 Organisationen hatten zum Protest gegen den Papstbesuch aufgerufen, unter ihnen auch Homo-Gruppen. So erklärte der Aktivist Jaime del Val von der Gruppe Asamblea Transmaricabollo de Sol, dass die Sexualpolitik der Kirche Schwulen und Lesben in aller Welt Schaden zufüge. Der Papst versuche Druck auf katholische Politiker auszuüben, die sich für Homo-Rechte einsetzten.
Die Verantalter des Weltjugendtags haben bereits die Proteste gegen den Papstbesuch als "unangebracht und unverantwortlich" bezeichnet. Sie kritisierten die spanische Regierung, weil sie eine Genehmigung für die Demonstrationen erteilt habe. Regierungssprecher José Blanco wies diese Kritik mit dem Hinweis auf die Demonstrationsfreiheit zurück.
Mit Molotow-Cocktails gegen Schwule
Bereits im Vorfeld heizte die Nachricht von einem geplanten Anschlag auf die Papst-Gegner die Stimmung an: Am Mittwoch teilte die Polizei mit, dass sie einen Chemie-Doktoranden aus Mexiko festgenommen habe. Der 24-Jährige, der als einer von 30.000 freiwilligen Helfern für den Weltjugendtag arbeitete, soll auf Internetseiten gedroht haben, mit Giftgas oder Sprengstoff Gegendemonstranten zu töten.
Spanische Medien berichten inzwischen, die Planung könne nicht ernst gemeint gewesen sein, obwohl der Student Zugriff auf entsprechende Materialen gehabt habe und per Internet Mittäter suchte. Vor einem Richter erklärte Jose Bautista Alvano Perez, die Anschlagspläne seien nur ein Witz gewesen. Er wurde zunächst auf freiem Fuß gesetzt und muss sich zweimal täglich auf einer Polizeistation melden, eine Anklage ist in Vorbereitung.
Unter dem Pseudonym "Bagman 69" hatte er in Foren gefordert, Molotow-Coktails gegen den "Anti-Papst der verfickten Schwuchteln" zu werfen. Auch sollten "Homosexuelle im Namen Gottes eliminiert" werden. Der Grünenpolitiker Volker Beck hat inzwischen laut "Tagesspiegel" die Bundesregierung gefragt, welche Erkenntnisse sie und Sicherheitsbehörden zu möglichen "extremistischen Bestrebungen gegen Papstkritiker" haben.
Im September wird der Papst in Deutschland erwartet, auf allen Stationen seiner Reise wird es breite Gegenproteste unter Beteiligung von LGBT-Gruppen geben. Nachdem die Berliner Polizei dem Bündnis "Der Papst kommt" rund um den LSVD verweigert hat, eine Gegendemo am Brandenburger Tor abzuhalten (queer.de berichtete), hat das Bündnis am Donnerstag beschlossen, deswegen vor Gericht zu ziehen. Zuletzt hatte die Polizei offenbar eine Demoroute vom Potsdamer Platz bis zum Roten Rathaus vorgeschlagen, auch der ursprünglich vorgesehene Weg Unter den Linden wäre damit hinfällig. (nb/dk)
Der groesste anteil protestiert aber wg der Geldverschwendung. Letztendlich zahlen wir und die Spanier den Mist mit Steuergeldern indirekt.