Bei Pornoanbietern wie Homoactive bestimmen meist Bareback-Produktionen die Verkaufscharts
In Los Angeles könnte es im Juni 2012 einen Volksentscheid über den zwangsweisen Gebrauch von Kondomen in Pornofilmen geben.
Die Aids Healthcare Foundation (AHF) - eine Gruppe mit weltweit mehr als 150.000 Mitgliedern - sammelt derzeit Unterschriften, um ein Referendum zu erzwingen. Bis zum 23. Dezember müssen die Aktivisten 41.138 Unterschriften vorlegen (15 Prozent aller Wähler bei der letzten Bürgermeisterwahl). "Wir sind nicht gegen Pornografie", erklärte AHF-Chef Michael Weinstein. "Los Angeles hat aber die Pflicht, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern und die Sicherheit der Darsteller in der Porno-Industrie zu garantieren."
Die große Mehrheit der amerikanischen Vollerotik-Produktion wird im San Fernando Valley im Nordwesten von Los Angeles gedreht. Die AHF versucht bereits seit Jahren, Kondomnutzung bei Pornofilmen vorzuschreiben, scheiterte aber mit mehreren Klagen. Von der Politik wurden die Aktivisten bislang enttäuscht: Erst im Mai hat der Stadtrat von Los Angeles einstimmig gegen ein städtischen Kondomverbot gestimmt - statt dessen forderten die Stadträte den Bezirk und den Bundesstaat auf, einheitliche Regeln aufzustellen.
Industrieverband: Bareback-Verbot gefährdet die Branche
Derrick Burts (alias Derek Chambers) hat sich mutmaßlich bei einer Porno-Produktion mit HIV infiziert
Der Industrieverband der Pornobranche, die Free Speech Coalition, hat bereits davor gewarnt, dass bei einem Bareback-Verbot viele Filme entweder ohne Lizenz oder außerhalb der Stadtgrenzen produziert werden würden: "Das wäre für die Darsteller die schlechteste Lösung", erklärte Christian Mann vom Vorstand der Free Speech Coalition. Es gebe außerdem weltweit keinen Ort, an dem Pornofilme nur mit Kondomen gedreht werden dürften.
Einige Pornodarsteller haben sich für die Kondompflicht ausgesprochen. Zu den Sprechern der AHF-Aktion gehört auch Derrick Burts, der im vergangenen Jahr nach einer Bareback-Produktion positiv auf HIV getestet worden war (queer.de berichtete): "Ich wurde für ein paar Dollar brutal schikaniert und traumatisiert - und die Industrie hat sich nicht darum gekümmert, ob ich lebe oder sterbe", beklagte sich Burts am Mittwoch bei einer AHF-Pressekonferenz.
Bereits jetzt können Studios bestraft werden, wenn sie ihre Darsteller untragbaren Risiken aussetzen. So hat eine Behörde vergangenes Jahr eine Geldstrafe gegen Treasure Island Media verhängt (queer.de berichtete). Trotzdem gibt es immer wieder Berichte von neuen HIV-Infektionen. Im April 2010 schockte die Szene zudem der Tod des schwulen Pornodarstellers Chad Noel, der sich mutmaßlich bei einem Bareback-Pornodreh mit dem Virus infiziert hatte (queer.de berichtete).
Unter den großen amerikanischen Studios sind schwule Bareback-Pornos in der Regel verpönt, viele kleinere Labels und insbesondere Produktionen aus Osteuropa bedienen jedoch die große Nachfrage nach Filmen ohne Kondom. Bei einer Umfrage in Deutschland 2008 sprach sich eine Mehrheit für das Produktionsverbot von Bareback-Pornos aus - unter Schwulen lag die Zustimmungsrate allerdings nur bei 38 Prozent (queer.de berichtete). (dk)
Ich bin zwar kein großer Fan von diesem ganzen Zeug, aber man kann doch nicht einen Wirtschaftszweig verbieten...
Das ist wirtschaftsschädigend und dadurch werden auch die Zahlen der HIV-Neuinfektionen nicht sinken! Die Leute machen eh, was sie wollen. Staatliche Bevormundung nützt da gar nichts.
Mal schauen, wann die Grünen das auch bei uns verlangen -.-