https://queer.de/?14905
- 01. September 2011 3 Min.

So schaut´s in den europäischen Schlafzimmern aus (oder Saunen, Klappen, Parks etc.)
Eine europaweite Umfrage unter "Männern, die Sex mit Männern haben" zeigt große nationale Unterschiede - in Deutschland hapert es noch bei Tests auf sexuell übertragbare Krankheiten.
Von Dennis Klein
In ganz Europa nahmen in den letzten Monaten mehr als 170.000 Männer an der EMIS-Studie teil, darunter mehr als 50.000 in Deutschland. EMIS steht für "European MSM Internet Survey", damit werden also alle Männer angesprochen, die gleichgeschlechtlichen Sex hatten. In der Umfrage ging es um Sexpraktiken und das Safer-Sex-Verhalten in insgesamt 38 Ländern. An der von der EU-Kommission geförderten Studie waren hierzulande unter anderem das Robert-Koch-Institut und die Deutsche Aids-Hilfe beteiligt.
Die Umfrage zeigt, dass Franzosen und Holländer besonders promisk sind: 38 bzw. 37 Prozent der Befragten geben an, im letzten Jahr zehn oder mehr Partner gehabt zu haben. Die Deutschen liegen mit 23 Prozent knapp über dem Durchschnitt der 38 Länder, am niedrigsten liegt der Anteil in Bosnien-Herzegowina und Lettland (je zehn Prozent).
Deutsche lassen sich ungern auf Geschlechtskrankheiten testen
Häufiger Partnerwechsel geht allerdings nicht mit Gleichgültigkeit gegenüber Geschlechtskrankheiten einher, ganz im Gegenteil: Die Schwulen in den promisken Ländern achten besonders auf ihre Gesundheit. So haben sich 53 Prozent der Holländer und 40 Prozent der Franzosen im vergangenen Jahr einem Test auf sexuell übertragbare Krankheiten unterzogen. Diese Quote ist in Deutschland mit 28 Prozent sehr viel niedriger - und liegt sogar knapp unter dem europäischen Durchschnitt. "Hier braucht es mehr Bewusstsein bei schwulen Männern wie bei Ärzten sowie strukturelle Verbesserungen", fordert daher Holger Wicht von der Deutschen Aids-Hilfe in einer ersten Reaktion. Test-Muffel in Europa sind allerdings die Slowaken (15 Prozent) und die Türken (16 Prozent).
Die Türkei fällt hier zudem als Land auf, in dem risikoreiches Sexualverhalten praktiziert wird: 49 Prozent der Befragten erklärten, dass sie sich im letzten Jahr einen Risiko-Sexkontakt gehabt hätten - also ungeschützten Analverkehr mit einem Sexpartner durchgeführt haben, dessen HIV-Status unbekannt oder anders als der eigene war. Auch in anderen osteuropäischen Ländern werden besonders hohe Werte erreicht. Der Durchschnitt liegt bei 32 Prozent, in Deutschland beträgt die Quote 25 Prozent. Am wenigsten Risikokontakte gibt es demnach in Luxemburg (21 Prozent).
Beliebteste Sexpraktik in Europa ist das Blasen, aber auch der Analverkehr ist europaweit populär: Im Durchschnitt hatten 85 Prozent der Befragten "Popo-Sex". Am wenigsten beliebt war er in Schweden, Finnland und Estland, am populärsten in Russland, Weißrussland und Spanien.
Online-Dating besonders in Osteuropa beliebt

Online-Dating ist in osteuropäischer Hand (Bild: EMIS)
Auch wenn Gayromeo und Co. hierzulande die Datingszene verändert haben: Am populärsten ist Online-Dating ganz klar in Osteuropa: In Bosnien-Herzegowina erklärten 77 Prozent, sie hätten ihren letzten Sexpartner (außerhalb einer festen Beziehung) online kennengelernt - das ist Europarekord. In Deutschland liegt die Quote bei 60 Prozent.
Bleibt noch die Frage: Wie halten's die MSMs mit den Frauen. Durchschnittlich 15 Prozent der Befragten gaben an, in den letzten zwölf Monaten mit mindestens einer Frau geschlafen zu haben. Auch hier ist Osteuropa führend: 26 Prozent der Rumänen, 25 Prozent der Bulgaren und 24 Prozent der Mazedonier folgen den Ruf des weiblichen Geschlechts. Die Deutschen befinden sich wieder mal im europäischen Durchschnitt. Ganz am Ende der Liste sind wieder gute alte Bekannte: die promisken Franzosen und Holländer. Von ihnen haben nur neun bzw. acht Prozent den im letzten Jahr Sex mit einer Frau gehabt.
Links zum Thema:
» Die EMIS-Studie im Detail















Gibt es dafür eine Erklärung? Ist Deutschlnad nicht eines der Länder mit der -immer noch- besten medizinischen Vorsorge? Kann in Deutschland nicht über alles in gut protestantischer Sachlichkeit offen gesprochen werden, auch über Geschlechtskrankheiten?
Wieso dann dies Ergebnis?