https://queer.de/?14941
Großbritannien
Schwule dürfen nach einem Jahr Keuschheit Blut spenden
- 08. September 2011 2 Min.

Schwules Blut wird in den meisten Ländern generell als Risikoblut abgelehnt (Bild: Thirteen Of Clubs / flickr / by-sa 2.0)
Das britische Gesundheitsministerium hat am Donnerstag bekannt gegeben, dass Schwule künftig Blut spenden dürfen - sofern sie ein Jahr lang keinen gleichgeschlechtlichen Sex hatten.
Die neue Regelung wird in England, Wales und Schottland am 7. November in Kraft treten. Noch ist unklar, ob auch der Landesteil Nordirland nachziehen wird. Bislang durften Schwule im Vereinigten Königreich überhaupt kein Blut spenden, egal, wie oft sie Sex hatten oder haben. Das Verbot wurde in den 1980er Jahren im Rahmen der Aids-Krise eingeführt.
Ein Fachausschuss der Regierung hatte 18 Monate lang über eine Neuregelung des Blutspendeverbots für Schwule beraten. Zunächst wurde im April bekannt, dass die Regierung anstreben würde, Schwulen, die zehn Jahre lang keinen Sex hatten, das Blutspenden zu erlauben (queer.de berichtete).
Homo-Gruppen begrüßten die angekündigte Liberalisierung. Sie kritisierten jedoch, dass nach wie vor Homosexuelle mit einem anderen Maßstab gemessen werden würden als Heteros: "Es ist unverhältnismäßig, jeden Mann, der Sex mit einem Mann hatte, für ein Jahr auszuschließen. Das Verbot gilt selbst dann, wenn nur Oralsex stattgefunden hat", erklärte Ben Summerskill von der Gruppe Stonewall. Er fordert, dass alle Blutspender - unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung - individuell nach der Infektionsgefahr eingestuft werden sollen.
In Deutschland hat die Bundesärztekammer ein generelles Blutspendeverbot für sexuell aktive Schwule ausgesprochen, unabhängig davon, ob sie Safer Sex praktizieren oder nicht. Im Dezember 2010 erklärte die Bundesregierung, dass eine Expertengruppe am Robert-Koch-Institut derzeit über Veränderungen nachdenkt (queer.de berichtete). Die Deutsche Aids-Hilfe fordert ein Ende des generellen Verbots für Schwule, da "viele Heterosexuelle zumindest zeitweise höhere Infektionsrisiken" aufweisen würden.
Es gibt mehrere Beispiele für Länder, in denen Schwule eine Phase der Keuschheit einlegen müssen, um sich fürs Blutspenden zu qualifizieren. So beträgt die Wartezeit in Neuseeland bei zehn Jahren, in Südafrika bei fünf. In den USA dürfen nur Männer spenden, die nach 1977 keinen Homo-Sex mehr gehabt haben - also seit 34 Jahren. (dk)














