Die raue Verletzlichkeit der soften Jugend: Cult of Boys
Die Modefotografin Toyin Ibidapo hat in ihrem im teNeues Verlag erschienenen Bildband "Cult of Boys" androgynen, jungen Männern ein Denkmal gesetzt.
Von Carsten Weidemann
Nicht immer ist auf das schwule Auge Verlass. Beim neuen Bildband "Cult of Boys" schlägt sofort der Gaydar an, und doch steckt dahinter ausnahmsweise kein homosexueller Mann mit Vorliebe für Teens. Verantwortlich für die Porträts junger Männer ist die bekannte Modefotografin Toyin Ibidapo, die für Kunden wie das britische Magazin "Dazed & Confused" oder den Modeschöpfer Alexander McQueen arbeitete.
Mit ihrem jetzt im teNeues Verlag erschienenen Sammelalbum hat Ibidapo androgynen Männern und verträumten Draufgängern ein Denkmal gesetzt. Die Porträts der teils langhaarigen Emo-Jungs entstanden über einen längeren Zeitraum in ihrer eigenen Wohnung. Erotik steht nicht im Vordergrund: Jedes Model wirkt als Freund, mit dem die Künstlerin den kreativen Prozess gemeinsam gestaltet. "Cult of Boys" bietet dadurch sehr intime, wahrhaftige Aufnahmen - und ist am Puls der Zeit: Emo-Boys sieht man an jeder Straßenecke, in den meisten Ländern. Und oft ist ihre sexuelle Orientierung auf den ersten Blick nicht zu erkennen - auch wenn sie dem Betrachter einen Blick zuwerfen.
Feinfühlige Porträts junger androgyner Männer
Unbefangene Akteure erkunden, wer sie sind - und wer sie sein könnten. Obwohl sorgfältig inszeniert, wirken Toyin Ibidapos feinfühlige Porträts ungekünstelt und verströmen eine Aufrichtigkeit, die der Fotografie der Jungen und Schönen oft fehlt. Ungestüm und mit viel Charme fangen die faszinierenden Bilder die raue Verletzlichkeit der soften Jugend ein.
Toyin Ibidapo: Cult of Boys. Mit einem Vorwort von Tim Walker, 200 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, ca. 300 Farbfotografien, Text in Englisch, Format: 25 x 29 cm, teNeues Verlag, Kempen 2011, 59,90 €
Dann lieber Gayton. Bei dem steckt wenigstens solides Handwerk und erkennbare Kreativität dahinter.