Homophobe Schmierereien in Belgrad (Bild: anjcii / flickr / by 2.0)
Der für Sonntag geplante CSD in Belgrad ist verboten worden, weil Homo-Gegner mit Gewaltaktionen gedroht hatten.
Der serbische Innenminister Ivica Dacic erklärte, mit dem Verbot der Parada Ponosa wolle man Chaos und Blutvergießen verhindern. Mehrere rechtsextreme Organisationen hatten zuvor Proteste gegen den CSD angekündigt und mit Gewaltanwendung gedroht. Die Atmosphäre wurde insbesondere von der Kirche angeheizt: So bezeichnete der serbisch-orthodoxe Patriarchen Irinej den CSD als "Parade der Schande", die nicht zur "Geschichte, Tradition und Kultur" Serbiens gehöre.
Die CSD-Organisatoren bezeichneten das Verbot in einer ersten Reaktion als "Kapitulation des Staates vor Hooligans". Sie hätten "Monate damit verbracht, die Parade vorzubereiten, aber die Behörden blieben untätig."
Im vergangenen Jahr kam es beim CSD in der serbischen Hauptstadt zu Ausschreitungen, als Nationalisten Steine und Brandbomben warfen. Neben Sachschäden in Millionenhöhe wurden damals auch mehr als 100 Menschen verletzt, die meisten davon Polizisten (queer.de berichtete). Insgesamt schützten damals 5000 Beamte die 1000 CSD-Teilnehmer vor Übergriffen. Das Innenministerium hat bereits seit Wochen davor gewarnt, dass die Polizei auch dieses Jahr nicht in der Lage sei, die Demonstranten zu schützen.
EU-Berichterstatter kritisiert Serbien
Der serbisch-orthodoxe Patriarchen Irinej heizte die Stimmung gegen den CSD an
Das Verbot des CSDs hat zu Besorgnis bei der Europäischen Union geführt. Serbien befindet sich derzeit in Beitrittsverhandlungen und erwartet in Kürze die Veröffentlichung eines EU-Fortschrittberichtes. Das Europaabgeordnete Jelko Kacin, ein Berichterstatter für die Aufnahme Serbiens und Mitglied der schwul-lesbischen Intergruppe im EU-Parlament, bedauerte die Entscheidung Belgrads: "Das entzieht den Bürgern das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Versammlungsrecht", so der slowenische Liberale. "Ein Land, das der EU beitreten will, muss die Menschenrechte aber garantieren. Ich bin deshalb nach Belgrad gekommen, um den Pride-Organisatoren meine volle Unterstützung zukommen zu lassen."
Der Verbot des CSDs ist in Serbien populär. In Umfragen spricht sich die Bevölkerung regelmäßig gegen Homo-Rechte aus: So erklärten im vergangenen Jahr 56 Prozent der Serben, dass Schwule und Lesben eine Gefahr für die Gesellschaft seien. Besonders erschreckend an der Umfrage eines unabhängigen Instituts: Die Homophobie hat in den letzten Jahren zugenommen (queer.de berichtete). (dk)
Aber es ist ja eh jedem klar, dass das nur vorgeschoben ist.