Britische Pässe passen sich der Wirklichkeit an (Bild: Chris Fleming / flickr / by-sa 2.0)
Im Antrag für neue Reisepässe verwendet Großbritannien künftig auch die Begriffe "Elternteil 1" und "Elternteil 2" statt nur "Vater" und "Mutter".
Das britische Innenministerium hat am Montag bekannt gegeben, dass diese Änderung Probleme bei der Pass-Ausstellung von Kindern in schwulen und lesbischen Haushalte beseitigen sollte: "Das schützt die Interessen des Kindes und stellt sicher, dass die Pässe sicher und zuverlässig für die richtige Person ausgestellt werden können", erklärte eine Ministeriumssprecherin nach Angaben der BBC.
Außerdem will Großbritannien künftig Pässe ohne Geschlechtsangabe an Transpersonen ausstellen. Das wird von vielen Trans-Organisationen weltweit gefordert. Denn derzeit müssen sich Betroffene in vielen Ländern erst einer teuren und teilweise gefährlichen Geschlechtsanpassung unterziehen, bevor sie ihr Geschlecht im Pass ändern dürfen. Wenn ihr äußeres Geschlecht aber nicht mit dem Eintrag im Reisepass übereinstimmt, führt das bei der Einreise in viele Ländern - insbesondere im arabischen Raum - zu teils erheblichen Schikanen, bis hin zur Einreiseverweigerung. Australien hat erst im vergangenen Monat eine ähnliche Handhabung beschlossen (queer.de berichtete).
Kritik von christlichen Aktivisten
Die Änderung in Elternteil 1 und Elternteil 2 hat in Großbritannien zu teils scharfer Kritik geführt. So erklärte Norman Wells von der christlichen Lobbygruppe Family Education Trust, dass die Gleichstellung von Schwulen und Lesben heterosexuelle Eltern verunglimpfe: "Die Begriffe Vater und Mütter sind nicht austauschbar, da beide ausgeprägte Rollen in der Erziehung ihrer Kinder haben."
Auch die konservative Boulevardzeitung "Daily Mail" hat eine Kampagne gegen die geplanten Änderungen gestartet. So heißt es in einem Kommentar: "Es ist ein blasphemischer Skandal von der Größenordnung, die unsere Gesellschaft und unsere Art zu leben vernichten kann. Keine Gesellschaft überlebt lange, wenn sie das Normale als abnormal definiert."
Homo-Aktivisten begrüßen die neuen Reisepass-Regeln dagegen als überfällig: "Diese Veränderung spiegelt lediglich die Wirklichkeit wider. Das macht es gleichgeschlechtlichen Eltern einfacher, einen Reisepass für ihre Kinder zu erhalten", erklärte Sam Dick von der Gruppe Stonewall.
Die USA haben bereits im Dezember 2010 praktisch unbemerkt die Begriffe "Elternteil 1" und "Elternteil 2" eingeführt. Später kritisierten die christlichen Aktivisten des Family Research Council diese Änderung als "linksextremistische politische Korrektheit". (dk)
Meine Güte, die müssen auch überall ihren Senf zu geben...
Können die nicht mal endlich im 21. Jahrhundert akzeptieren, dass wir nicht mehr im Mittelalter mit seiner Kirchendiktatur leben, sondern im 21. Jahrhundert mit Demokratie, Rechtsstaat und Trennung von Staat und Kirche (auch wenn die in den meisten Staaten, darunter auch Deutschland, nur auf dem Papier existiert).
Wir schreiben denen nicht vor, wie sie in ihren Kirchen zu predigen haben. Dann sollen sie auch endlich mal demokratische Beschlüsse akzeptieren und sich da raushalten.