Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an die Kaffeetunte äh -tante von "Jacobs Krönung light". Im Jahr 1998 wollte Kraft Foods vom Seniorenimage seines Bohnengesöffs weg und umwarb ausgerechnet schwule Männer mit ganzseitigen Anzeigen in den einschlägigen Magazinen.
Das Homoverlegerglück währte jedoch nicht lange: Fast so schnell wie sie gekommen war, verschwand die Jacobs-Kaffeetante auch wieder von Deutschlands schwulen Coffeetables – vielleicht weil "halbes Koffein" doch nicht das Richtige ist, um nach einer langen Nacht in der Szene wieder munter zu werden…

Doch nun gibt es, Gott sei dank, Gay Coffee – und gleich in mehreren Sorten. Die lesbische Kaffeerösterin Melissa Krueger aus Massachusetts und ihre Freundin Mary stellten Anfang Oktober in San Francisco fünf mehr oder weniger starke Röstungen mit für sich selbst sprechenden Namen vor. Als da wären: "Red Hanky Roast", "Good Morning Mary!", "Stone Butch Breakfast Blend", "Second Date" und "Weekend Pass". Eine Packung mit knapp 300 Gramm kostet umgerechnet etwa 9 Euro.
Auch wenn Homo-Kaffee natürlich völliger Humbug ist – beim neuen "Gay Coffee" stimmt zumindest das Marketing. Die Motive (siehe Galerie unten) und Beschreibungen sind originell und selbstironisch, alle fünf Sorten sind echte "Fair Trade"-Produkte, und ein Prozent des gesamten Gewinns will Melissa Krueger der amerikanischen LGBT Task Force spenden.
Darauf eine Tasse "Red Hanky Roast"! (mize)
Drum meine Faustregel: was heute "In" ist, ist morgen schon "Out". Und in Anbetracht der Tatsache, dass Homosexualität keine Modeerscheinung ist, sondern ein eminenter Lebensbestandteil für so manchen Menschen, ist es geradezu verantwortungslos, diese gnadenlos zu kommerzialisieren bis zum Exzess. Und da nützen mir dann auch so aufgesetzte Charity-Spenden zu Gunsten einer amerikanischen LGBT Task Force nichts: auch das ist letztendlich eine kurzlebige PR-Maßnahme, und sonst gar nichts.